Vor ein paar Wochen erlebte ich in einer Birding-Gruppe auf Facebook, einen kleinen Shitstorm, der mich sehr nachdenklich machte und mich dazu veranlasste, diesen Blogartikel zu schreiben.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich erlebe, dass es einen Unterschied macht, ob man sich sich selber als Birder oder als Ornithologe bezeichnet, wenn man Vögel beobachten will
Doch erst einmal von vorne. Kennst du die Begriffe Birding und Ornithologie? Wenn du dich für Vogelkunde interessierst, sind sie dir sicher schon einmal begegnet. Ich habe sie auch in meinem letzten Blogartikel aufgegriffen 12 Begriffe die du kennen solltest, wenn du Vögel beobachten und bestimmen willst. Damals wusste ich aber noch nicht, dass ich noch viel genauer darauf eingehen werde.
Aber was hat es mit den beiden Begriffen nun auf sich? Was bedeuten sie?
Birding / der Birder
Der englische Begriff Birding, heisst übersetzt Vogelbeobachtung. Der Begriff ist im englischen Sprachraum geläufig und hat sich somit über nahezu den ganzen Globus ausgebreitet.
In der deutschsprachigen Vogelbeobachtungs-Szene wird der Begriff für das Beobachten gezielter Vogelarten verwendet. Birding meint nicht das Studieren einer Vogelart, sondern viel eher möglichst viele verschiedene Vogelarten zu beobachten.
Als Birder bezeichnet man die Person die, die Vögel beobachtet. Sein Wunsch ist es meist, dass er möglichst viele verschiedene Vogelarten beobachten kann. Dabei ist er besonder stolz, wenn er seltene Arten entdeckt.
Ornithologie / der Ornithologe
Als Ornithologie bezeichnet man die Wissenschaft der Vögel. Dementsprechend ist ein Ornithologe, eine Person, die diese Wissenschaft studiert hat.
Da Ornithologie aber an keiner Universität als alleiniger Studiengang angeboten wird, gibt es z.B. bei BirdLife die Möglichkeit eine Ausbildung zum Feld-Ornithologen zu machen.
Ornithologen und Feld-Ornithologen sind daran interessiert, einen wissenschaftlichen Beitrag zu leisten. Viele von ihnen engagieren sich ehrenamtlich für gross angelegte Vogelzählungen oder Beringungsaktionen. Natürlich freuen auch sie sich darüber, wenn sie eine seltene Vogelart entdecken.
Was heisst das nun konkret?
Beide, Birder und Ornithologen kennen sich sehr gut mit der Vogelwelt aus. Egal, ob du nun einen Birder oder einen Ornithologen kennst, beide kannst du fragen, wenn du von jemandem eine Vogelart bestimmen lassen möchtest.
Der Ornithologe schaut aber mehr in die wissenschaftliche Richtung und ist nicht nur auf den Sichtungs-Erfolg aus.
Warum ist mir das wichtig?
In der besagten Birding-Gruppe auf Facebook, postete jemand ein Foto von einem Seeadler. Seeadler-Sichtungen sind bei uns eine echte Seltenheit und dementsprechend gross, war das Interesse. Viele Birder jagen regelrecht den seltenen Vogelarten hinterher.
Unzählige Gruppenmitglieder wollten darum unbedingt wissen, wo sich denn der Seeadler aufhält. Ich hingegen, bat den Postersteller, er möge doch bitte den Standort für sich zu behalten. Im Gegenzug soll er aber seine Sichtung der Vogelwarte Sempach (wissenschaftliches Institut) melden.
Auf meinen Kommentar erntete ich einen kleinen Shitstorm. Es sei völlig übertrieben, es handle sich nur um einen Durchzügler. Was mir denn einfalle, diese Gruppe sei zum Austausch gedacht. Hier seien schliesslich nur professionelle Birder unterwegs, die wissen wie man sich vor Ort verhält.
Nun ja, das mag soweit alles schon stimmen. Wenn eine Person den Vogel 10 Minuten lang stört und sich korrekt verhält, ist das soweit auch kein Problem. Wenn aber 20 Personen den Vogel je 10 Minuten stören (auch wenn sich immer noch alle korrekt verhalten), dann sind das schon knapp 3,5 Stunden Störungszeit.
Was meinst du, ist das dann dem Vogel immer noch egal?
Wohl eher nicht.
Der Schutz der Tiere vor die eigenen Interessen stellen
Wenn du mir schon länger folgst dann weisst du, dass ich bereits einige Ausbildungen im „grünen Bereich“ abgeschlossen habe. Mir war und ist es stets ein Anliegen, dass meine Aus- und Weiterbildung ein wissenschaftlich, abgestütztes Fundament haben. Und in jeder Ausbildung, die ich bisher gemacht habe – egal ob in Europa oder in Südafrika – überall wurde uns beigebracht, Sichtungen von seltenen Arten werden niemals öffentlich gemacht.
Die Tierarten sollen geschützt und nicht vertrieben werden, nur weil wir unsere eigenen Interessen in den Vordergrund stellen.
Ich möchte die Natur und ihre Tierwelt schützen. Klar mag ich sie und auch ich freue mich, über seltene Vogelarten. Aber niemals würde ich meine Interessen über ihren Schutz stellen. Deswegen bin ich auch Rangerin geworden.
Ich möchte die Tiere schützen, die unseeren Schutz dringend nötig haben. Ich möchte aber auch Menschen sensibilisieren, darauf zu achten, wie sich sich den Tieren und unserer einzigen Natur gegenüber verhalten.
Diese Arbeit ist nicht immer ganz einfach, wie du dir sicher vorstellen kannst. Aber sie ist die Mühe Wert.
Und genau deswegen bezeichne ich mich viel lieber als Ornithologin, und nicht als Birder.
Liebe Madeleine, ich stimme dir zu 100% zu und habe wirklich kein Verständnis für den Egoismus vieler sogenannter Tierliebhaber, oder wie auch immer sie sich nennen. Dein Argument ist vollkommen richtig und ein wahrer Naturliebhaber wird das ebenso sehen. Mach weiter so, du bist großartig und deine Einstellung gefällt mir. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg. Liebe Grüße Susanne (Instagram: Jagdherzblut)
Liebe Susanne
Vielen Dank für deine motivierenden Worte. Ich freue mich natürlich noch über viele weitere tolle Fotos von dir 🙂 Liebe Grüsse Madeleine