Wann ist ein Christbaum wirklich Bio?

1. Dez 2020 | Natur- und Umweltschutz | 0 Kommentare

Die Adventszeit wurde eingeläutet und einige von euch fangen bereits an, sich Gedanken über den Christbaum zu machen.

Ich weiss nicht, ob es am Corona-Jahr liegt oder ob die Menschen generell sich mehr Gedanken über Umweltschutz machen. Noch in keinem anderen Jahr stolperte ich über so viele Aussagen von Menschen, die bewusst keinen Christbaum mehr wollen.

Auch meine Tandempartnerin Maria Klitz schrieb gerade erst darüber, warum sie und ihre Familie keinen Baum im Wohnzimmer mehr haben wollen. Ihren ganzen Artikel findest du hier

 

Die Gründe gegen einen echten Christbaum

Warum, dass sich so viele Menschen keinen Christbaum mehr kaufen wollen, liegt hauptsächlich daran, dass ein Baum gefällt wird, der dann noch knappe zwei Wochen zu leben hat, bevor er entsorgt wird.

Auch die Umstände, wie Christbäume gezüchtet werden, lassen viele Menschen nachdenken.

Kommt der Baum aus einer Plantage, werden oft Dünge- und Spritzmittel eingesetzt, die der Umwelt schaden. Kommt der Baum aus dem Wald, mussten dort mit grösster Wahrscheinlichkeit grosse Bäume ihr „Leben“ lassen, damit eine Christbaum-Kultur überhaupt Platz hat.

Dazu kommt noch, dass die Christbäume die uns besonders gut gefallen, wie z.B. die Nordmanntanne bei uns gar nicht heimisch sind.

 

Die Alternativen zu einem echten Christbaum

Wer sich jetzt aber gegen einen echten Christbaum entscheidet, steht dann schnell vor der Frage: Welche Alternativen gibt es denn?

Wer googelt wird schnell fündig. Christbäume aus Plastik, Christbäume aus Holzlatten, welche auf Metall, selbstgebastelte aus Schwemmholz oder ganz originelle aus einer Bockleiter.

Aber hast du dich auch schon einmal gefragt, ob diese Alternative ECHTE Alternativen sind? Gerade wenn du etwas für unsere Umwelt tun möchtest?

Nachfolgend beleuchte ich kritisch die zwei gängigsten Alternativen, die sich im Netz finden lassen.

 

Christbaum aus Plastik

Sorry! Wenn du jetzt gedacht hast, ich kaufe mir halt einfach einen aus Plastik, die sehen sowieso fast aus wie echt, dann muss ich dich richtig enttäuschen!

Bedenke, Plastik wird aus Erdöl gewonnen und hergestellt werden sie meist in China. Das heisst, der Baum reist nur für dein Vergnügen einmal um die halbe Welt.

Sehr schön beleuchtet wird das in diesem Artikel der Wissenssendung Quarks hier.

Christbaum aus Bauholz

Kein Plastik, dann halt aus Holz. Wer googelt findet tolle Bauanleitungen für Christbäume aus Holzlatten. Aber wenn du jetzt denkst DIE Lösung gefunden zu haben, dann schau doch mal, woher das Holz kommt.

Günstiges Holz aus dem Baumarkt kommt leider viel zu oft aus Sibirien, aus Borealen Wälder, die nur sehr langsam wieder nachwachsen. Oder das Holz kommt aus Finland, wo aber Bäume im ganz grossen Stil abgeholzt werden. Hast du dir das so vorgestellt?

Wenn du etwas mehr Geld ausgeben magst, lohnt es sich auch beim Holzkauf auf Regionalität zu setzen. In der Schweiz gibt es das Label „Schweizer Holz“. Da kannst du davon ausgehen, dass es von hier ist und bestimmt keine riesige Waldfläche dafür abgeholzt worden ist.

Apropos Label: FSC ist mit Vorsicht zu geniessen. Auch Tropenholz kann FSC sein und es macht sich wieder auf eine lange Reise bis zu uns. Eine schlechte Ökobilanz.

 

Und was ist mit dem Bio-Baum?

Tja, es ist auch bei den Bäumen so, wie mit dem Gemüse. Auch Bio wird gespritzt! Zwar deutlich weniger aber auch hier möchte man natürlich so viele Bäume wie möglich verkaufen.

Die einzig echte Bio-Version die ich kenne, gibt es in meiner Wohngemeinde (vielleicht auch anderswo). Hier kommen die Christbäume direkt aus dem Wald und nicht von einer Plantage. Im Wald dürfen KEINE Spritzmittel eingesetzt werden.

Aber auch hier muss der Wald den Christbäumen etwas Platz machen.

 

Und jetzt?

Tja, zurecht fragst du dich jetzt, welches sind denn jetzt die ECHTEN Alternativen?

Ganz ehrlich, am besten kaufst du dir gar nicht erst einen Baum. Auch keine Alternative.

Wo keine Konsumation ist, dort ist auch kein ökologischer Fussabdruck.

Ich höre dich, wie du innerlich rebellierst: Weihnachten ohne Baum geht gar nicht! Ich kann dich ja verstehen aber wir Menschen können eben doch nicht alles haben. Es gibt keinen 100%igen Umweltschutz und gleichzeitig allen Luxus den wir uns wünschen… Schon mal daran gedacht?

 

Was ich dir empfehle

 

Baum im Topf

Wenn du unter gar keinen Umständen auf einen Baum verzichten kannst, dann empfehle ich dir einen Baum im Topf zu kaufen. Diesen stellst du nach Weihnachten in deinen Garten und kannst ihn nächstes Jahr wieder benutzten. Wird er dann irgendwann zu gross, dann pflanze ihn ein oder tausche ihn gegen einen neuen.

Setzte auf Regionalität

Wenn du dafür keinen Platz hast, empfehle ich dir einen Christbaum aus deiner Region zu kaufen. Vielleicht findet sich sogar ein Waldbesitzer der ungespritzte Bäume verkauft.

Der Upcycling-Baum

Solltest du nicht ganz so viel Wert auf einen superästhetischen Christbaum legen, dann kannst du natürlich auch selber einen Baum aus Schwemm- oder Altholz herstellen oder einen aus einer Bockleiter (die find ich persönlich ziemlich cool).

 

Falls du dich jetzt fragst, was macht denn die Rangerin? Ich kaufe einen. Der Baum kommt aus meiner Wohngemeinde und ich weiss mit Sicherheit, dass er nicht gespritzt wurde.

Ich bin auch nicht die erste am Christbaumverkauf, sondern warte bis kurz vor Schluss. Dann nehme ich noch einen der übrig bleibt. Das sind zwar nicht die Schönsten aber die würden sonst ja sowieso auf dem Kompost landen.

Ich nehme auch immer eine Fichte (Rottanne), denn diese ist einheimisch 🙂

Entsorgt wird der Baum übrgens bei uns im Garten. Er findet Verwednung an allen möglichen Ecken, bis er irgendwann wieder zu Erde wird.

 

Für welche Variante entscheidest du dich? Schreibe mir doch in die Kommentare.

Titelbild: Pixel2013 auf Pixabay

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Noch mehr Artikel für dich

Naturschutz im Waldkindergarten: Geht das überhaupt?

Naturschutz im Waldkindergarten: Geht das überhaupt?

"Im Waldkindergarten werden die Kinder zwar für die Natur sensibilisiert, aber echten Naturschutz kann man keinen betreiben." Ein Satz den ich nun schon öfter gehört habe. Von Aussenstehenden aber auch von ErzieherInnen und WaldpädagogInnen, die in einem...

mehr lesen
Internationaler Tag des Artenschutzes

Internationaler Tag des Artenschutzes

Heute, am 3. März ist internationaler Tag des Artenschutzes. Dieser Tag ist für mich als Rangerin natürlich ein wichtiger Tag, denn er unterstreicht die Bedeutung meines Berufs. Ich durfte in Südafrika Ranger kennenlernen, derer einziger Job darin besteht, Nashörner...

mehr lesen
Hi, ich bin Madeleine!

Hi, ich bin Madeleine!

Rangerin und Waldpädagogin

Und ich unterstütze dich dabei, deine naturpädagogische Arbeit zeitsparender und mit viel Naturwissen zu planen.

Wald von Ameise bis Zaunkönig: Das ist mein Motto bei der Arbeit und meine persönliche Haltung. Denn es gibt in der Waldpädagogik nicht DIE eine richtige Methode oder die eine Arbeitsweise. Es gibt nur das, was du daraus machst.

Mein Wunsch ist es, dass du herausfindest, wofür dein Herz brennt. Denn dann machst du aus einem einfachen Waldtag eine echte Naturschutz-Aktion!

Lass uns zusammen, den Kindern die Schönheiten unserer einzigartigen Welt zeigen.

Du brauchst schnell Inspirationen für deine Arbeit?

.