Internationaler Tag des Artenschutzes

3. Mrz 2021 | Natur- und Umweltschutz | 2 Kommentare

Heute, am 3. März ist internationaler Tag des Artenschutzes. Dieser Tag ist für mich als Rangerin natürlich ein wichtiger Tag, denn er unterstreicht die Bedeutung meines Berufs.

Ich durfte in Südafrika Ranger kennenlernen, derer einziger Job darin besteht, Nashörner zu bewachen, damit sie nicht von Wilderern erschossen werden. Und in Deutschland kenne ich Ranger, die werten während eines grossen Teils ihrer Arbeit, Spuren von Wölfen aus, damit diese besser geschützt werden können.

Ich könnte hier noch viele Beispiele von wichtigem Artenschutz nennen die, die Arbeit von einem Ranger nahezu unersetzbar machen.

Aber es gibt auch Massnahmen im Artenschutz, wo ich mich immer wieder frage: Ist DAS noch richtiger Naturschutz?

Ist es richtig, nur die Art im Blick zu haben?

Seit ich mich aktiv für den Natur- und Umweltschutz einsetze, erlebte und erlebe ich immer wieder Situationen, die ich sehr fragwürdig finde.

Ich kann zwar gut verstehen, dass gerade bei grossen Projekten in erster Linie das Artenschutz-Ziel verfolgt wird. Aber muss es wirklich um jeden Preis sein?

Zum Beispiel soll an meinem Wohnort eine seltene Orchideenart gefördert werden. Dafür wird aber eine grosse Hecke gerodet. Hecken sind ökologisch gesehen sehr wertvoll, denn sie bieten für viele Tiere einen Lebensraum. Hecken fördern also die Artenvielfalt.

Was ist denn nun wichtiger? Die eine Orchideenart oder die Artenvielfalt?

Würden wir die Natur machen lassen, gäbe es die Orchideen bald nicht mehr. Es würde Wald entstehen und dieser würde die Orchideen verdrängen.

Aber was ist wichtiger? Die eine Orchideenart erhalten oder der Natur ihren freien Lauf lassen?

Prozessschutz vs. Artenschutz

In den Nationalparks wird oft ein anderes Schutzsystem verwendet. Anstatt viele Arten mit speziellen Massnahmen zu schützen oder gar zu fördern, wird hier einfach der natürliche Prozess geschützt.

Das heisst, die Natur kann wortwörtlich tun was sie will. Der Mensch schreitet nicht ein.

Eines der bekanntesten Beispiele im Prozessschutz ist der Nationalpark Bayerischer Wald. Der Nationalpark besteht fast nur aus reinem Fichten-Wald, was nicht natürlich ist. Alle Initianten wussten im Vorfeld, wenn sie den Prozessschutz richtig durchziehen wollen, wird der Borkenkäfer über den Wald herfallen.

So war es dann auch. Der Wald glich zeitweise eher einem Skeletfriedhof als einem Wald. Niemand wusste, wie und vor allem wie schnell sich der Wald verändern würde.

Baumskelette im Nationalpark Bayerischer Wald

Den Menschen, die um den Park wohnen, denen gefällt das oft nicht. Sie sind der Meinung, die Parkverwaltung würde ihren schönen Wald zerstören. Doch unterdessen erholt sich der Wald und es entsteht neues Leben. Und nicht nur das, plötzlich siedeln sich auch seltene Arten an, wie z.B. die Zitronengelbe Tramete, ein Pilz der sonst nur in ursprünglichen Wäldern (Urwäldern) wächst.

Ist das nicht ein Zeichen dafür, dass der Naturschutz im Park auf dem richtigen Weg ist? Wollen wir nicht alle wieder mehr Wildnis und Urwald um uns haben?

Mein persönliches Naturschutz-Fazit

Seit ich den Nationalpark Bayerischer Wald besuchen durfte, bin ich absolut begeisterter Prozessschutz-Befürworter. Ich bin einfach fasziniert davon, was die Natur alles leistet, wenn der Mensch ihr endlich mal den Freiraum lässt, den sie eigentlich braucht.

Ich wohne und arbeite aber im Ballungsgebiet der Stadt Zürich und sehe darum auch, dass das nicht überall sinnvoll ist. In einem solch dicht besiedelten Gebiet, wo die Naturschutzgebiete meist nur (noch) kleine, grüne Inseln sind, macht Prozessschutz wenig Sinn.

Das Neeracher Ried zum Beispiel, welches nur wenige Kilometer weit von meinem Wohnort weg ist, würde mit einem Prozessschutz, innert kürzester Zeit verlanden und zu Wald werden.

Als Feuchtgebiet ist es aber eine schier unersetzbare Lebensgrundlage, für all diejenigen Lebewesen, die ans Wasser gebunden sind. Denn über 90% aller Feuchtgebiete sind in den letzten 200 Jahren verschwunden. Wir sollten darum auf keinen Fall zulassen, dass noch mehr Feuchtgebiete verschwinden.

Du siehst, es gibt also kein Richtig und kein Falsch im Naturschutz. Viel eher, ist Mitdenken gefragt.

Denkst du auch schon mit? Tust du denn auch schon etwas für unsere Natur?

Schreibe mir doch in die Kommentare, welches dein Beitrag für den Erhalt unserer Natur ist. Ganz egal, ob du dich nun für eine NGO einsetzt oder ganz einfach weniger Abfall produzierst.

Titelbild: Michael Paiano http://mpaiano-fotografie.ch/

2 Kommentare

  1. Hallo ich bin Gerti und verfolge deine Beiträge schon länger. Ich finde sie total super.
    In meinem Garten darf der Rasen als Wiese wachsen er enthält mittlerweile viele Kräuter die ich dann in der Küche verwende. Ich habe sehr viele Hecken und da haben wir beim Pflanzen schon darauf geachtet das sie für Vögel gut passen. Beim Kompost habe ich eine wilde Ecke wo auch immer ein wilder Haufen aus Gestrüpp liegt, um Igel und anderen Tieren Unterschlupf zu bieten. Wir haben Nistkästen aufgehängt und freuen uns über die vielen Bewohner. Im Obstgarten lassen wir das Gras bis Ende Juni stehen das Lieben die Insekten…..
    Das ist mein Beitrag für die Natur. Glg Gerti

    Antworten
    • Liebe Gerti
      Es freut mich sehr zu lesen, dass dir meine Beiträge gefallen 😊
      Oh ja, das ist so unglaublich wichtig, dass man im eigenen Garten auf Artenvielfalt achtet! Dort kann man gerade für die Insekten so viel tun, wenn man die richtigen Pflanzen wählt.
      Ganz liebe Grüsse
      Madeleine

      Antworten

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