„Im Waldkindergarten werden die Kinder zwar für die Natur sensibilisiert, aber echten Naturschutz kann man keinen betreiben.“
Ein Satz den ich nun schon öfter gehört habe. Von Aussenstehenden aber auch von ErzieherInnen und WaldpädagogInnen, die in einem Waldkindergarten arbeiten.
Ich behaupte aber genau das Gegenteil: Waldkindergarten und Naturschutz sind untrennbar miteinander verbunden. Warum das so ist und wieso, diese Erkenntnis so wichtig ist, das erfährst du in diesem Artikel.
Alltag im Waldkindergarten
Zuerst einmal klären wir die Frage, was passiert überhaupt im Waldkindergarten, in einer Waldschule oder einer Wald-Kita?
Genau! Die Kinder verbringen einen grossen Teil ihres Alltags direkt im Wald.
Dabei sind zwischen einem Waldtag pro Woche, bis hin zu fünf ganzen Tagen im Wald, alle Formen vertreten. Es gibt nicht die eine richtige Methode.
Die Kinder essen ihre Jause oder ihr Mittagessen im Wald, spielen mit den Materialien die ihnen der Wald zur Verfügung stellt, haben Schulunterricht, stellen sich auf unterschiedliches Wetter ein und entdecken den Wald mit ihren Augen.
Einige Dinge leiten die PädagogInnen an, andere wiederum dürfen die Kinder im Freispiel selbst erforschen.
Allein schon durch die intensive und regelmässige Erfahrung lernen die Kinder den Wald als besonderen Ort schätzen. Da bedarf es keiner speziellen Naturschutz-Aktion. Was mich auch schon zu der nächsten Frage bringt.
Wo fängt Naturschutz an?
Mal so ganz unter uns: Alle WaldpädagogInnen die ich bis jetzt kennengelernt habe, sensibilisieren die Kinder automatisch für den Schutz unserer Natur. Zum Beispiel indem sie die Kinder darauf hinweisen, dass sie nicht sinnlos Pflanzenteile abreissen sollen, oder dass es die Schnecken nicht lustig finden, wenn man auf sie drauf steht.
„Aber ist das schon Naturschutz?“, fragst du dich jetzt vielleicht.
Ich sage: ja, ja, ja und nochmals ja!
Kinder brauchen Wiederholungen um zu verstehen, was um sie herum passiert. Sie brauchen jemanden, der sie regelmässig darauf hinweist, wieso man eben nicht auf einen Regenwurm drauf stehen sollte UND (ganz wichtig), sie brauchen jemanden der ihnen zeigt wie man es richtig macht.
Die Kinder sind in erster Linie auf Vorbilder und nicht auf Lehrer angewiesen, wenn es um Achtsamkeit vor dem Leben und unserer Mitwelt geht.
Merke dir: Es ist deutlich wirkungsvoller, wenn du deinen Waldkindern regelmässig zeigst, wie sie den Regenwurm vorsichtig aufnehmen und betrachten können, anstatt ihnen mit dem Mahnfinger zu erklären, warum sie nicht drauftreten sollen.
Und genau DAS ist der erste Schritt im Naturschutz und in meinen Augen auch der wichtigste. Denn wenn wir Menschen im Herzen nicht verstanden haben, warum wir der Natur Sorge tragen sollen, dann bringen die besten Forschungen um den Klimawandel nichts.
Also, sei ruhig stolz auf dich und das, was du mit deiner Arbeit im Wald alles tust!
So geht Naturschutz im Waldkindergarten
Der grosse Vorteil im Waldkindergarten oder in einer Waldschule ist, dass die Kinder regelmässigen Kontakt mit dem Wald, der Natur und unserer Mitwelt haben. So haben die meisten Kinder nach spätestens 3 Monaten verstanden, dass sie mit Pflanzen, Insekten und anderen Tieren achtsam umgehen sollen.
Und genau an diesem Punkt stehen wir Wald- und NaturpädagogInnen in einer wichtigen Verantwortung. Denn die Basis haben wir mit dem regelmässigen Rausgehen gelegt. Jetzt geht es darum einen Schritt weiter zu gehen, die Kinder weiter mit auf die spannende Reise „Naturschutz“ zu nehmen.
Die Methoden- und Themenvielfalt ist hier schier unendlich.
Es gibt so viele verschiedene Tiere, Pflanzen, Lebensräume, Besonderheiten auf unserer Erde. Und jedes Thema lässt sich mehr oder weniger vertieft erforschen.
Mein Tipp für dich: Tue das, wofür dein Herz brennt!
Es bringt nichts, wenn du ein Themenprojekt über die einheimischen Spinnen machst, dich aber vor den achtbeinigen Mitbewohnern ekelst. Denn erstens merken das die Kinder früher oder später und zweitens, springt der Funke nicht über.
Wenn du aber mit Feuereifer dabei bist, dann hast du die Gabe andere damit anzustecken. Und jawohl, das kann jede und jeder!
Bei mir zum Beispiel, sind das die Vögel. Ihnen gehört meine ganz grosse Leidenschaft (und Südafrika, aber das ist eine andere Geschichte 😉) und wenn ich hier zu erzählen beginne, dann kann ich fast nicht mehr aufhören.
Hast du auch ein Herzensthema? Dann baue es unbedingt in deine Wald- oder Naturtage ein.
Naturschutz-Themen vertiefen
„Aber Madeleine, ich weiss nicht, wie ich den Kindern Sachwissen über Wildtiere vermitteln soll. Wie stelle ich das an?“
Eine Frage, die mir von meinen Wald-Magazin-LeserInnen oft gestellt wird. Dabei ist es ganz einfach. Und nein, du musst nicht Biologie studiert haben. Wir wollen die Kinder schliesslich auch nicht überfordern.
Über all die Fragen rund um Naturschutz mit Kindergruppen, ist folgende (nicht abschliessende) Ideen-Liste entstanden.
Wenn du dein Herz-Thema mit einer passenden Methode oder Aktion zu verbindest, hast du bereits eine Naturschutz-Aktion gezaubert.
Geschichten erzählen
In einer Geschichte lassen sich fast alle Botschaften oder auch Sachwissen weitergeben. Gerne kannst du zu deinem Herz-Thema auch selber eine erfinden. Oder du suchst dir ein tolles Vorlesebuch oder ein Bilderbuch.
Sachwissen spielend vermitteln
Ich persönlich finde, es gibt keine bessere Methode um Sachwissen zu vermitteln, als in einem Spiel. Überlege dir, welche Botschaft du den Kindern mitgeben möchtest und baue sie in ein Gruppenspiel ein.
Arbeitseisatz
Der Arbeitseinsatz ist eine ganz bewusste Form, um sich für den Naturschutz einzusetzen. Auch hier gibt es unzählige Möglichkeiten: angefangen beim Zimmern von Nisthilfen für Vögel oder Insekten, über das Erstellen von Samen-Kugeln bis hin zum Pflanzen von neuen Bäumen, gibt es hier nichts, was sich nicht umsetzen liesse. Ganz wichtig: Erkundige dich vorher an Fachstellen, wie du dein Vorhaben richtig umsetzt.
Beobachtungsjournal
Auch Forscher halten ihre Beobachtungen und Erkenntnisse in einem Journal fest. Gerade wenn du mit deiner Kindergruppe immer wieder an den selben Ort geht, macht es Sinn, dass die Kinder einen Ort haben, um ihre Eindrücke mit Zeichnungen oder Texten festzuhalten. Es dürfen auch Dinge eingeklebt werden, wie z.B. Fotos oder Naturmaterial. Hier gibt es kein richtig und kein falsch.
Kochen und essen
Du möchtest, dass die Kinder Wildkräuter oder andere Pflanzen kennenlernen? Dann gibt es nichts eindrücklicheres als damit zu kochen und/oder sie zu essen. Ganz wichtig: Du musst die Pflanzen sehr gut kennen, um giftige Doppelgänger ausschliessen zu können und du solltest über den Fuchsbandwurm bescheid wissen.
Rollenspiele
Die Natur ist ein zusammenhängendes Netzwerk, alles spielt irgendwie zusammen. Dieses Wissen kannst du sehr gut nutzen, um daraus alle möglichen Rollenspiele anzuleiten. Zum Beispiel das Leben von Familie Fuchs in einem Fuchsbau, oder der Blütenaustrieb im Frühling, oder die Nahrungssuche von einem Eichhörnchen und und und.
Rituale
Rituale sind ein Segen. In ihnen können wir viele Lernziele verpacken und geben sie den Kindern durch die häufige Wiederholung, ganz ohne Druck weiter. Überlege dir für jedes Herz-Thema ruhig ein eigenes Ritual. Baue in Liedern kleines Sachwissen ein, oder ein bestimmtes Spiel wird immer zum Abschluss gespielt, oder du erzählst aus einem Buch weiter.
Lieder und Verse
Ich weiss, singen ist nicht jedermanns Sache. Aber wenn du gerne mit den Kindern singst, dann sind Lieder und Verse (auch Fingerverse) ein wunderbares Transportmittel, um einfaches Sachwissen zu vermitteln. Tipp: Wenn es zu deinem Herz-Thema kein passendes Lied gibt, dann nimm eine Melodie von einem Lied das du kennst und schreibe einen eigenen Text dazu. Das geht schneller als du denkst.
Kennst du noch weitere Methoden, die hier auf der Liste fehlen? Dann schreibe sie gerne in die Kommentare ⬇️⬇️
Liebe Madeleine,
vielen Dank für deine Worte. Du sprichst mir aus dem Herzen.
ABER: Ich möchte dir viel Glück für deine anstehende OP wünschen, drück dir die Daumen, dass alles super wird und du schnell wieder in deine Waldschuhe passt. Aber bitte, nimm dir alles Zeit, die du brauchst, um wieder fit zu werden.
Toi, toi, toi, alles Liebe für dich.
Liebe Grüße Susanne
Liebe Susanne
Vielen lieben Dank. Ja die Zeit muss einfach sein, da hast du völlig recht. Auch wenn es mir extrem schwer fallen wird, auf den Wald zu verzichten.
Liebe Grüsse
Madeleine
Da bin ich ganz bei euch. Zudem lernen die Kinder mit Werkzeugen wie Schnitzmesser etc. sicher umzugehen. Arbeitssicherheit, Ergonomie, Sicherheitsabstand zu den anderen Kindern beim werkeln und so vieles mehr.
Liebe Madeleine, lass Dich auf die neuen Erfahrungen ein. Vor 3 JAHREN HABE ICH DAS AUCH SO GEMACHT UND ES GEHT MIR JETZT MIT MEINEM FUSS WIEDER GUT
Herzliche Grüße
Liebe Irmgard
Da hast du völlig recht. Der Wald ist sowieso der Lernort schlechthin. In allen Bildungsbereichen, würde ich meinen.
Vielen Dank auch für die Mut-Mach-Worte. Das wird sicher wieder mit meinem Fuss
Liebe Grüsse
Madeleine