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Bilderbücher zum Vorlesen, die sich an Kinder richten, gibt es wie Sand am Meer. Allerdings fehlt mir als Waldpädagogin in vielen Exemplaren oft der direkte Naturbezug oder das Sachwissen hinter der Geschichte.
Als mir die Autorin Alina Gries ihre Erstgeschichte zur Ansicht überliess, war ich darum erst mal skeptisch.
Weshalb mich das kleine Buch aber dennoch positiv überraschte, erfährst du in dieser Rezension.
Die Geschichte
Egon Eichhorn und der wilde Müll im Wald – ein Sachbilderbuch von Alina Griess – 2021 Selfpublishing
Egon, das Eichhörnchen, sucht sich im Herbst seinen Wintervorrat zusammen. Da er etwas Hilfe benötigt, fragt er seine Freunde um Hilfe.
Wilma Waschbär zeigt Egon ihre eigenen Vorräte: Dinge, die die Zweibeiner im Wald weggeworfen haben.
Bei Ferdi Fisch erfährt Egon, dass Fische gar keine Winterruhe halten, wie die Eichhörnchen, sondern eine Winterstarre.
Auch Ina Igel hält keine Winterruhe, sondern einen Winterschlaf. Aber sie hat Gegenstände gefunden, die ebenfalls jemand weggeworfen hat. Doch Egon ist sich unsicher, ob ihn das wirklich über den Winter bringt.
Zusammen mit Ina rätselt er, was das für Dinge sein könnten, die die Zweibeiner einfach so im Wald liegen lassen.
Dennoch schleppt Egon die Dinge mit in seinen Kobel. Unterwegs trifft er noch auf Manfred Maulwurf und Sören Spatz, die ihm beide erklären, wie sie den Winter überstehen.
Als dann schliesslich der erste Schnee fällt, merkt Egon, dass der Abfall der Menschen ihm im Winter überhaupt nichts bringt. Er kann nichts davon essen, und es hält ihn auch nicht warm.
Da begegnet Egon einer Gruppe Zweibeiner. Doch diese lassen keinen Abfall im Wald, sondern legen Egon die Dinge aus dem Wald hin, die sie eigentlich zum Basteln gesammelt haben.
Egon kann sich nun endlich den Bauch vollschlagen und gibt auch Wilma etwas davon ab, die ebenfalls grossen Hunger hat.
Zusammen rätseln sie, warum können nicht alle Menschen so freundlich sein und ihren Müll wieder mitnehmen?
Illustrationen
Die Bilder sind nicht vollständig realitätsgetreu gestaltet.
Die Tiere wurden etwas verniedlicht, und alle Charaktere tragen menschliche Gegenstände. Zum Beispiel trägt Egon eine Brille und einen Schal, Ferdi Fisch eine Elvis-Tolle, Manfred Maulwurf Schuhe usw.
Jedoch ist immer auf den ersten Blick zu erkennen, um welches Tier es sich jeweils handelt.
Blick ins Buch ⬇️
So ist das Bilderbuch aufgebaut
Dass dieses Bilderbuch nicht in einem klassischen Verlag erschienen ist, merkt man bereits auf der ersten Seite.
Die Autorin richtet sich in einem Vorwort direkt an die LeserInnen und erklärt dort auch gleich, warum Müll in der Natur nichts verloren hat.
Nach dem Hauptteil, der Geschichte mit Egon und seinen Freunden, stellen sich die Autorin Alina Griess und die Illustratorin Alina Spiekermann genauer vor.
Weiter erfährst du auch, wie das Bilderbuch genau entstanden ist.
Im letzten Teil des Buches erwarten dich Ausmalbilder von Egon und seinen Freunden.
Und auf der letzten Seite ist ein Glossar mit Fachbegriffen, die während der Geschichte immer mal wieder auftauchen.
Positiver Gesamteindruck
Besonders gut gefällt mir, dass das Bilderbuch über eine klassische Geschichte hinausgeht. Das Hauptthema Littering wird ohne Schönzureden aufgegriffen und regt zum Nachdenken und Philosophieren an.
Weiter hat die Autorin gekonnt kleine Wissenshappen über die verschiedenen Überwinterungsstrategien der Wildtiere eingebaut. Das Sachwissen überfrachtet die Geschichte nicht, sondern ergänzt sie, ganz ohne aufdringlich zu wirken.
Sehr gut finde ich ausserdem das kleine, aber feine Glossar mit Fachbegriffen am Schluss. Das hilft dem vorlesenden Erwachsenen dabei, allfällige Fragen zu klären.
Wermutstropfen
Für mich nicht ganz gelungen finde ich die Figur von Wilma Waschbär. Waschbären sind bei uns nicht heimisch und sind darum vielerorts entweder gar nicht vorhanden oder bereits eine Plage.
Ich verstehe jedoch, dass die Autorin hier einen Waschbären gewählt hat, weil diese sich oft an menschlichen Abfällen bedienen, um nach Essensresten zu suchen.
Weiter sind mir persönlich die Illustrationen etwas zu stark verniedlicht.
Die Autorin hat aber die verschiedenen Sachthemen sehr gründlich recherchiert, und man merkt, dass es ihr ein Anliegen ist, Sachverhalte richtig wiederzugeben.
Altersempfehlung
Die Geschichte ist einfach geschrieben, aber dennoch gespickt mit vielen Informationen und darum für ein breites Altersspektrum von etwa 3-8 Jahren geeignet.
Die verniedlichten Illustrationen sprechen jedoch eher jüngere Kinder an.
Empfehlung für die naturpädagogische Arbeit
Das Bilderbuch hat eine super Grösse (21,5 x 21,5 cm), um es im Rucksack mit in den Wald zu nehmen.
Weiter bietet die Autorin auf ihrer Webseite viel Bonusmaterial zum Download an, was das Bilderbuch für die Arbeit noch etwas attraktiver macht.
Für jüngere Kindergruppen (ca. 3-5 Jahre) ist das Buch ein guter Einstieg in die Umwelterziehung. Die Ausmalbilder sind ebenfalls gut für diese Altersgruppe geeignet.
Mit älteren Kindergruppen (ca. 6-8 Jahre) kann das Buch bereits vielfältig eingesetzt werden.
Beispiele für Einsatzmöglichkeiten:
- Im Rahmen eines Clean-Up-Days mit der Geschichte das Thema Littering vertiefen.
- Die Geschichte im Wald erzählen und anschliessend eine Abfall-Sammel-Aktion machen.
- Nach der Geschichte darüber philosophieren, was mit den Tieren passiert, wenn sie Abfall finden und/oder fressen.
- Nicht den Abfall ins Zentrum der Geschichte setzen, sondern die verschiedenen Überwinterungsstrategien.
- Die Geschichte im Rahmen eines Eichhörnchen-Projekts erzählen.
Fazit
Für meinen Geschmack sind die Bilder etwas zu sehr verniedlicht. Allerdings finde ich die Geschichte sehr gelungen, so dass ich gerne darüber hinwegschaue.
Ich habe das Buch* bereits mehrfach verschiedenen Kindergruppen vorgelesen oder frei erzählt und bin begeistert, wie unterschiedlich sich das Bilderbuch einsetzen lässt.
Das Buch eignet sich sowohl für den privaten Gebrauch mit den eigenen Kindern, als auch für die naturpädagogische Arbeit in der Kita, im Kindergarten, der Grundschule oder auch direkt, während einer Waldführung.
Von meiner Seite ist das Bilderbuch klar einen Kauf wert. Die vielen kleinen Wissenshappen sind gekonnt eingearbeitet und vermitteln den Kindern – so ganz nebenbei – Sachwissen.
Und genau das macht die naturpädagogische Arbeit aus: Naturwissen vermitteln, ohne einen Vortrag zu halten.
Transparenz und Vertrauen: Ich habe das Bilderbuch von der Autorin geschenkt bekommen. Meine Meinung in diesem Artikel ist jedoch echt und meine eigene. Gegenüber Sachbilderbüchern zum Thema Natur bin ich sehr skeptisch.
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