In den letzten beiden Artikeln hast du verschiedene Giftpflanzen kennengelernt, die rote oder schwarze Beeren tragen.

Im letzten Artikel dieser Giftpflanzenserie widmen wir uns bekannten essbaren Wildpflanzen und deren giftigen Doppelgängern.

Bitte beachte, dass diese Liste natürlich längst nicht abschliessend ist.

Gefleckter Schierling (Conium maculatum) oder Gewöhnlicher Giersch (Aegopodium podagraria)?

💀 Gefleckter Schierling: Der Gefleckte Schierling ist eine bis zu 2,5 Meter hohe Pflanze mit hohlen, blaugrünen Stängeln, die charakteristische purpurrote Flecken aufweisen. Die Blätter sind dreifach gefiedert und ähneln denen der Petersilie. Die weissen Blütendolden erscheinen im Sommer.

🥗 Gewöhnlicher Giersch: Der Giersch hat ebenfalls gefiederte Blätter und weisse Blütendolden. Er wird bis zu 1 Meter hoch und hat keine gefleckten Stängel.

Unterscheidung: Achte auf die purpurroten Flecken auf den Stängeln des Schierlings und seinen unangenehmen Geruch. Giersch hat glatte, ungefärbte Stängel und einen eher angenehmen Geruch.

Maiglöckchen (Convallaria majalis) oder Bärlauch (Allium ursinum)?

💀 Maiglöckchen: Das Maiglöckchen hat zwei lanzettliche, glänzende Blätter, die paarweise aus dem Boden wachsen. Im Frühjahr erscheinen die duftenden, weissen, glockenförmigen Blüten, die später rote Beeren tragen.

🥗 Bärlauch: Bärlauch hat ebenfalls lanzettliche Blätter, die einzeln aus dem Boden wachsen und weisse, sternförmige Blüten bilden. Die Blätter riechen deutlich nach Knoblauch, besonders wenn sie zerrieben werden.

Unterscheidung: Achte auf den starken Knoblauchgeruch der Bärlauchblätter. Bärlauchblätter sind auch weich und können zerknüllt werden. Maiglöckchenblätter sind geruchlos und eher hart und zerbrechen. Auch die Anordnung der Blätter (paarweise vs. einzeln) kann zur Unterscheidung dienen.

Aronstab (Arum maculatum) oder Sauerampfer (Rumex acetosa)?

💀 Aronstab: Der Aronstab hat pfeilförmige, manchmal gefleckte Blätter und einen kolbenartigen Blütenstand, der von einem grünlichen Hochblatt umhüllt ist. Die roten Beeren erscheinen im Sommer.

🥗 Sauerampfer: Sauerampfer hat längliche, pfeilförmige Blätter mit einem leicht säuerlichen Geschmack. Er blüht im Sommer mit rötlichen, ährenartigen Blütenständen.

Unterscheidung: Aronstab hat dickere, fleischigere Blätter und schmeckt nicht säuerlich. Der Sauerampfer hat dünnere Blätter und einen charakteristischen säuerlichen Geschmack.

Polei-Minze (Mentha pulegium) oder Acker-Minze (Mentha arvensis)?

💀 Polei-Minze: Die Polei-Minze hat quadratische Stängel und eiförmige, gezähnte Blätter. Sie verströmt jedoch einen eher scharfen, kampferartigen Geruch. Die Blüten sind violett und wachsen in dichten Scheinquirlen.

🥗 Acker-Minze: Die Acker-Minze hat ebenfalls quadratische Stängel und eiförmige, gezähnte Blätter, die beim Zerreiben einen frischen Minzgeruch verströmen. Die Blüten sind blassviolett und wachsen in Scheinquirlen.

Unterscheidung: Der Geruch ist der sicherste Unterschied. Acker-Minze riecht frisch und minzig, während die Polei-Minze scharf und kampferartig riecht.

Zwerg-Holunder (Sambucus ebulus) oder Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)?

💀 Zwerg-Holunder: Der Zwerg-Holunder ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die etwa 1 bis 1,5 Meter hoch wird. Er hat gefiederte Blätter, jedoch mit mehr Fiederblättchen (7-9), und die Blütenstände sind doldenartig, aber kompakter. Die Beeren sind schwarz und ebenfalls klein, wachsen jedoch in aufrechten Dolden.

🥗 Schwarzer Holunder: Der Schwarze Holunder ist ein laubabwerfender Strauch oder kleiner Baum, der bis zu 7 Meter hoch werden kann. Er hat gefiederte Blätter mit 5-7 Fiederblättchen und grosse, flache, weisse bis cremefarbene Blütendolden. Die schwarzen Beeren sind klein (ca. 0,5 cm) und in dichten, hängenden Dolden angeordnet. Die Beeren des Schwarzen Holunders sind nur im gekochten Zustand ungiftig.

Unterscheidung: Achte auf die Wuchshöhe und die Anordnung der Beeren. Der Schwarze Holunder wächst als Strauch oder Baum mit hängenden Dolden, während der Zwerg-Holunder eine krautige Pflanze ist und aufrechte Dolden hat. Der Geruch der Blätter kann ebenfalls ein Hinweis sein: Der Zwerg-Holunder hat einen unangenehmeren Geruch.

⭐ Besonderes: Auch der Schwarze Holunder ist im rohen Zustand giftig. Durch das Kochen verliert er jedoch seine Giftstoffe. Dies funktioniert beim Zwerg-Holunder nicht.

Tollkirsche (Atropa belladonna) oder Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)?

💀 Tollkirsche: Die Tollkirsche ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die bis zu 2 Meter hoch werden kann. Sie hat grosse, eiförmige Blätter und glockenförmige, purpurfarbene Blüten. Die Beeren sind glänzend schwarz, etwa 1-2 cm im Durchmesser und wachsen einzeln.

🥗 Heidelbeere: Die Heidelbeere ist ein kleiner Strauch, der bis zu 50 cm hoch wird. Sie hat ovale, grüne Blätter und kleine, glockenförmige, rosa-weisse Blüten. Die Beeren sind klein, rund und blau-schwarz, mit einem süssen Geschmack.

Unterscheidung: Achte auf die Grösse der Pflanzen und der Beeren. Heidelbeeren sind kleiner, sowohl die Pflanze als auch die Beeren, und wachsen in Gruppen. Tollkirschen haben grössere Beeren, die einzeln wachsen, und die Pflanze selbst ist deutlich höher.

⚠️ Achtung: Mit der Tollkirsche ist nicht zu spassen! Bereits nach einer Beere empfiehlt es sich sofort den Notruf zu wählen und das Kind hospitalisieren zu lassen.

Meine Empfehlungen

Ich möchte mit Wildpflanzen kochen, bin mir aber unsicher!

Wenn du die Pflanzen, mit denen du kochen möchtest, nicht hundertprozentig kennst, dann empfehle ich dir dringend, die Finger davon zu lassen! Falls du aber unbedingt mit Bärlauch etwas machen möchtest, dann kaufe ihn vorher im Supermarkt ein und bring ihn mit. So hast du auch gleich die Gefahr des Fuchsbandwurmes ausgeschlossen.

Wie kann ich lernen, Giftpflanzen sicher zu bestimmen?

Das gelingt dir nur durch regelmässige Übung. Nimm dir für den Anfang die App Flora Incognita zur Hilfe und später, wenn du schon fortgeschritten bist, gerne auch ein gutes Bestimmungsbuch. Beides stelle ich dir im ersten Artikel dieser Serie vor.

Wie kann ich Kinder sensibilisieren?

Das Wichtigste ist, dass du den Kindern immer wieder klar machst, dass sie nichts ohne Rücksprache mit dir essen dürfen. Weitere Ideen findest du im ersten Artikel dieser Serie.

Welche Dinge brauche ich, um mich für den Notfall auszurüsten?

Falls doch mal etwas passiert, musst du den Nothelfern mit Sicherheit sagen können, von welcher Pflanze das Kind gegessen hat. Das heisst, du brauchst eine Bestimmungshilfe. Ebenso benötigst du die Nummer des Giftnotrufs (in der Schweiz Toxinfo), am besten gespeichert auf deinem Handy. Und falls eine Hospitalisierung nötig ist, dann den genauen Standort, damit die Rettungskräfte euch finden. Was genau zu tun ist, findest du im Artikel 1 dieser Serie.

Zum Abschluss der Giftpflanzenserie

Für dich als Wald- und NaturpädagogIn ist es enorm wichtig, dass du die gängigsten Giftpflanzen kennst, besonders diejenigen, die Beeren tragen. Denn Beeren werden leider oft viel zu voreilig einfach in den Mund gesteckt.

Ich hoffe, die Giftpflanzenserie hat dir geholfen, dein Wissen über Giftpflanzen im und um den Wald zu erweitern. Bleib wachsam und lehre auch die Kinder, respektvoll und sicher mit der Natur umzugehen.