7 No-Gos wenn du als NaturpädagogIn mit deiner Kindergruppe im Wald unterwegs bist

3. Feb 2021 | Waldpädagogik in der Praxis | 0 Kommentare

Update: 2.6.2024

Im Wald gilt grundsätzlich freies Betretungsrecht. Jeder darf in den Wald und darf sich dort aufhalten. Das war nicht immer so und deswegen solltest du dieses Recht auf keinen Fall mit Füssen treten.

Erst recht nicht, wenn du mit deiner Kindergruppe im Wald unterwegs bist. Du bist vermutlich das zweitgrösste Vorbild der Kinder (das grösste sind die Eltern), so wie du es ihm vorzeigst, wird es sich später mit grösster Wahrscheinlichkeit auch verhalten.

Darum habe ich dir hier, die wichtigsten 7 No-Gos zusammengefasst, und meine Tipps, was du stattdessen tun kannst.

Abfall liegen lassen

Abfall hat im Wald und auch sonst nirgendwo, etwas verloren. Abfall gehört, wie es der Name schon sagt, in den Abfall. Wenn es keinen Abfalleimer in der Nähe hat, dann packst du ihn ein und entsorgst ihn zuhause.

Die Wildtiere können an Abfällen ersticken oder sich vergiften. Und nicht zuletzt dauert es oft mehrere tausend Jahre, bis der Abfall vollständig verrottet ist. Wenn du mehr über die Abfall-Problematik erfahren möchtest, dann kannst du hier weiterlesen.

Mein Tipp: Packe in deinen Waldrucksack immer eine Abfalltüte ein und rege deine Kindergruppe an, ihren Abfall selbst zu Hause zu entsorgen.

Musik abspielen

Musik aus Lautsprechern aber auch von lauten Instrumenten haben im Wald nichts zu suchen! Die Wildtiere werden es euch danken. Laute Geräusche bedeuten extremer Stress für die Tiere, weil sie nicht einordnen können, was es genau ist und ob es für sie eine lebensbedrohliche Gefahr darstellt.

Besonders im Frühling wenn Muttertiere und ihre Jungen besonders empfindsam sind, kann das sogar den Tod für ein Tier bedeuten und das möchtest du doch ganz bestimmt nicht.

Mein Tipp: Singe stattdessen Waldlieder mit deiner Kindergruppe und stellt Instrumente aus Stöcken her.

Querfeldein gehen

Natürlich dürft ihr auch mal neben den Wegen spielen und euch austoben. Dagegen hat niemand etwas. Nur vermeide es mit deiner Kindergruppe, bis ins hinterste Dickicht zu gehen. Besonders im Frühling gefährdet ihr damit die Jungtiere.

Bodenbrütende Vögel legen ihre Eier direkt auf den Boden. Und du kannst mir glauben, du wirst sie erst sehen, wenn es schon zu spät ist. Auch die Rehe können dadurch total in den Stress kommen. Das Mutter-Reh (Geiss oder Ricke genannt) wird erst viele Stunden später zu ihrem Kitz zurückkehren, weil ihr sie gestört habt.

Mein Tipp: Sensibilisiere die Kinder im Frühling eher rund um euer Lager zu bleiben und thematisiere die Jungenaufzucht.

Eine wilde Feuerstelle einrichten

Vielleicht warst du bei den Pfadfindern und weisst genau, wie man die perfekte Feuerstelle einrichtet. Aber halt! Ein Feuer beschädigt den Waldboden nachhaltig. Die Erde verbrennt buchstäblich und ist für mehre Jahre zerstört.

Wenn du jetzt denkst, ist doch nur halb so wild, ist ja nur Erde, dann muss ich dich enttäuschen. Waldboden gilt als ökologisch besonders wertvoll und schützenswert. Nicht umsonst, kriegen Forstarbeiter strenge Auflagen, wo sie mit ihren Maschinen fahren dürfen.

Auch gehört der Wald, auf dem du dich befindest, jemanden. Vielleicht möchte der Waldeigentümer nicht, dass du auf seinem Grund ein Feuer machst.

Mein Tipp: Nutze ausschliesslich öffentlichen Feuerstellen und informiere dich über allfällige Feuerverbote.

Bauten errichten

Grosse Bauten für die ihr waldfremdes Material benötigt sind bewilligungspflichtig! Das sind z. B. Planen, Schnüre, Seile, alte Autoreifen, Stangen, Zelt-Heringe usw.

Mein Tipp: Erstellt Hütten und Bauten, die gänzlich ohne fremdes Material auskommen oder räumt am Ende eures Besuches alles wieder zurück.

Klettern auf Holzpoltern

Wenn du mit der Gruppe im Wald bist, gibt es hoffentlich die Gelegenheit zu Klettern, Rennen und Balancieren. Nur klettern auf einem Holzpolter ist aus Sicherheitsgründen tabu.

Ein Holzpolter sind gefällte und aufeinander gestapelte Baumstämme, die auf ihren Abtransport warten. Sie lagern immer neben Waldstrassen, damit sie der Holztransporter einfacher aufladen kann.

Aber Achtung! Die Baumstämme sind nicht speziell gegen das Wegrollen gesichert. Sie können sehr einfach in Bewegung geraten und stellen darum ein grosses Sicherheitsrisiko dar, wenn die Kinder darauf rumklettern.

Mein Tipp: Sensibilisiere die Kinder bitte schon früh, dass Polter nicht zum Klettern geeignet sind. Der Wald bietet genügend andere Alternativen.

Anweisungen des Forstpersonals missachten

Nein, die Forstarbeiter wollen mit einer Absperrung nicht die Waldbesucher schikanieren!

Ich kann ja verstehen, dass es ärgerlich ist, dass du plötzlich und ohne Vorwarnung nicht in den Wald kommst oder einen Weg nicht begehen kannst, obwohl du so ein tolles Programm vorbereitet hast. Und jetzt ist da der Weg von den Forstleuten abgesperrt worden.

Weit und breit ist aber niemand zu sehen. Die Motorsäge tönt von weit her. „Also ist die Gefahr doch gar nicht hier, sondern weiter weg“, denkst du dir vielleicht und gehst mit den Kindern einfach um die Absperrung herum.

Du liegst mit deiner Vermutung aber völlig falsch! Auch wenn die Forstarbeiter vielleicht nicht zu sehen sind, können lose Äste von bereits gefällten Bäumen, noch in den Kronen hängen. Du kannst dir vielleicht denken, was passieren könnte, wenn sie von 30 Metern herunterfallen.

In diesem YouTube-Video wird das eindrücklich und schockierend dargestellt, hier.

Mein Tipp: Halte dich IMMER an die Anweisungen des Forstpersonals! Falls du nicht ortskundig bist und keinen alternativen Platz kennst, setze dich mit dem Forstamt in Verbindung (Tipp 2: Die Nummer des Försters auf dem Handy ist immer sinnvoll.)

Kennst du noch weitere No-Gos? Schreibe mir doch in die Kommentare.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Noch mehr Artikel für dich

Giftpflanzen im und um den Wald 2/4 – Rote und weisse Beeren

Giftpflanzen im und um den Wald 2/4 – Rote und weisse Beeren

Im ersten Artikel der Serie hast du erfahren, warum es für dich als Wald- und NaturpädagogIn essenziell ist, Giftpflanzen zu erkennen und was du tun kannst, um Kinder vor Vergiftungen zu schützen. Nun widmen wir uns den ersten konkreten Beispielen von Giftpflanzen. In...

mehr lesen
Hi, ich bin Madeleine!

Hi, ich bin Madeleine!

Rangerin und Waldpädagogin

Und ich unterstütze dich dabei, deine naturpädagogische Arbeit zeitsparender und mit viel Naturwissen zu planen.

Wald von Ameise bis Zaunkönig: Das ist mein Motto bei der Arbeit und meine persönliche Haltung. Denn es gibt in der Waldpädagogik nicht DIE eine richtige Methode oder die eine Arbeitsweise. Es gibt nur das, was du daraus machst.

Mein Wunsch ist es, dass du herausfindest, wofür dein Herz brennt. Denn dann machst du aus einem einfachen Waldtag eine echte Naturschutz-Aktion!

Lass uns zusammen, den Kindern die Schönheiten unserer einzigartigen Welt zeigen.

Du brauchst schnell Inspirationen für deine Arbeit?

.