In sehr vielen Märchen und Sagen spielt die Handlung im Wald oder sogar über den Wald. Der Wald ist ein mystischer und dunkler Ort. Er ist gleichzeit ein Kraftort und Abenteuer-Ort zugleich und nicht zuletzt ein super Versteck.
Na, grübelst du schon, welche Märchen vom, über oder mit dem Wald du kennen könntest?
Zu den bekanntesten Geschichten zählen sicher Robin Hood, der sich im Sherwood Forest versteckte oder Hensel und Gretel, die sich im Wald verirrten.
Aber auch das Rotkäppchen, welches durch den Wald gehen musste, um ihre Grossmutter zu besuchen oder das Schneewittchen, welches im Wald bei den Zwergen wohnte, sind bekannte Märchen aus dem Wald.
Da ich selber, sehr gerne Märchen und Sagen mag und auch gerne Märchen erzähle, möchte ich dir hier eines meiner liebsten Waldmärchen vorstellen.
Warum die Eiche eine gefurchte Rinde hat
Es war einmal vor langer Zeit. Da lebte ein Bauer, zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern nahe an einem Waldrand. Sie waren nicht bettelarm, konnten sich aber dennoch nicht viel leisten. Zu Essen hatten sie aber immer genug.
Während eines Sommers aber, regnete es nicht einen einzigen Tropfen Wasser und die ganze Ernte vertrocknete. Ohne Ernte hatte der Bauer kein Einkommen und konnte so, seine Familie nicht mehr versorgen.
Der Bauer wusste sich nicht mehr zu helfen und wie immer wenn er in Sorge war, besuchte er die alte Eiche im Wald. Er erzählte der alten Eiche seine Sorgen, dass die bald nichts mehr zu essen haben würden und sie vermutlich den ganzen Hof verkaufen müssen.
Da erschien plötzlich ein kleines hageres Männchen. Mit spitzer Stimme fragte es, „Soll ich dir helfen?“ Der Bauer erschrak. Er hatte hier noch nie jemand anderen angetroffen und überhaupt, wieso hatte das Männchen gelauscht?
„Nein, du kannst mir nicht helfen“, antwortete der Bauer. Doch das Männchen liess nicht locker. „Ich kann dir alles geben, was du dir wünschst“, erklärte es weiter. Und so erzählte der Bauer die ganze Geschichte noch einmal.
„Ach, es geht wieder einmal um’s Geld. Wenn es weiter nichts ist, ist das eine Kleinigkeit für mich“, sprach das hagere Männchen. „Ehrlich? Das würdest du für mich tun? Ich bezahle dir den Betrag doppelt zurück!“, versprach der Bauer, nun mit einem deutlich fröhlicheren Gesicht.
„Wo denkst du hin, ich möchte kein Geld. Schau, deine Frau ist wieder schwanger. Im Winter, wenn die Bäume keine Blätter mehr tragen, dann treffen wir uns wieder hier und du bringst mir dein jüngstes Kind“, verlangte das Männchen.
Der Bauer wurde kreidebleich. Sollte er wirklich einen solch hohen Preis bezahlen, nur um den Hof nicht zu verlieren?
Doch bis zum Winter bleibt noch etwas Zeit. „Vielleicht lässt sich das Männchen ja überlisten“, dachte sich der Bauer und schlug ein. Das Männchen freute sich.
Die alte Eiche aber, hatte diesen fragwürdigen Handel genau beobachtet und hatte jedes Wort genau verfolgt. So etwas konnte sie auf keinen Fall zulassen!
Als sich im Winter der Bauer und das hagere Männchen wieder bei der alten Eiche traffen, staunten beide nicht schlecht als sie sahen, dass die alte Eiche ihre verdorrten und braunen Blätter, immer noch trug.
„Jääää, das macht nichts. Dann treffen wir uns halt Ende Winter wieder. Dann sind die Blätter bestimmt alle weg“, fauchte das Männchen.
Doch im März hingen die verdorrten Blätter immer noch in der Krone der alten Eiche und die ersten Sonnenstrahlen hatten auch schon bereits die ersten neuen Blätter hervor getrieben.
„Bäääähhhh!!! Das geht nicht mit rechten Dingen zu!“, tobte nun das Männchen. In seiner Wut sprang es auf die alte Eiche los und zerkratzte ihr, mit seinen Krallen, die ganze Rinde.
Seit diesem Tag, hat die Eiche eine gefurchte Rinde und lässt, wie auch die jungen Buchen, ihre verdorrten Blätter erst im Frühling fallen.
Der Bauer konnte nun beruhigt nach Hause gehen. Seine Familie würde für immer zusammenbleiben. Ob das Männchen immer noch im Wald umhergeht, weiss niemand. Aber falls du ihm begegnest, dann erzähle ihm die Geschichte von der alten Eiche 😉
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