Vermutlich sammelst du sie fast bei jedem Waldspaziergang (oder zumindest die Kinder, die mit dir unterwegs sind): Zapfen! Sie sind das perfekte Material für Bastelprojekte und Dekorationen. Aber sind wir mal ehrlich: Weisst du auf den ersten Blick, ob du gerade eine Fichte oder eine Kiefer in der Hand hältst? Oder bist du es müde den Kindern zu erklären, dass man keine Tannenzapfen findet? 🕵️
Zapfen sind ein ganzjährig verfügbares Lernmaterial. Sie sind zwar je nach Jahreszeit schon halb verrottet, aber finden tut man eigentlich immer welche.
In diesem Guide lernst, die wichtigsten heimischen Zapfen zu bestimmen, ihre ökologische Rolle zu verstehen und wie du sie konkret in deinen Waldtag integrieren kannst.
Die Biologie des Zapfens: Was ist ein Zapfen eigentlich?
Bevor wir ins Detail gehen, müssen wir kurz klären: Ein Zapfen ist botanisch gesehen keine Frucht. Zapfen sind verholzte, weibliche Blütenstände der Nadelbäume (Koniferen in der Fachsprache).
Ihre Hauptfunktion ist der Schutz der Samen und deren spätere Verbreitung durch den Wind. Der sichtbare Teil des Zapfens besteht aus stabilen Schuppen, unter denen sich die geflügelten Samen verbergen. Nur die reifen, trockenen Zapfen öffnen ihre Schuppen, um die Samen freizugeben.

Steckbriefe: Die wichtigsten heimischen Zapfen
Nachfolgend stelle ich dir 5 einheimische Baumarten vor, die Zapfen bilden. Selbstverständlich gibt es in unseren Wäldern auch noch weitere Baumarten, die Zapfen bilden, wie z. B. die Douglasie oder die Weymouthskiefer. Diese Arten wurden aber angepflanzt und würden natürlicherweise bei uns nicht wachsen.
Der Fichtenzapfen – Der hängende Zapfen
Die Fichte (Picea abies) ist der klassische Zapfenlieferant und der einfachste Zapfen für den Einstieg. Leider wird er fälschlicherweise oft als Tannanzapfen bezeichnet
- Erscheinung: Sie sind lang und schlank (etwa 10 bis 18 cm) und hängen während des Wachstums wie kleine, braune Zylinder vom Ast herab.
- Bestimmungstipp: Fichtenzapfen fallen als Ganzes zu Boden. Findest du einen intakten, langen Zapfen unter einem Nadelbaum, ist es fast immer eine Fichte. Die Schuppen sind am Rand relativ glatt und dünn. Wenn es feucht ist, schliessen sie sich, um die Samen zu schützen!
Der Tannenzapfen – Der stehende Zapfen
Die Tanne (Abies alba) ist die grosse Ausnahme unter den Nadelbäumen und liefert oft Rätselstoff im Wald! Denn man findet so gut wie nie einen ihrer Zapfen am Boden liegen.
- Erscheinung: Tannenzapfen wachsen immer aufrecht stehend wie kleine Kerzen auf den Ästen. Sie sind dunkelbraun und sehen aus wie kleine Fässchen.
- Bestimmungstipp: Sie zerfallen direkt am Baum, sobald sie reif sind. Das bedeutet: Du findest in der Regel nur einzelne Schuppen auf dem Boden, jedoch ohne Spindel daneben. Diese bleibt am Ast aufrecht stehen.
- 💡 Tipp: Nach heftigen Stürmen kannst du manchmal ganze, grüne Tannenzapfen am Boden finden.
Der Föhrenzapfen/ Kiefernzapfen – Der kleine Zapfen
Die Waldföhre/Waldkiefer (Pinus sylvestris) liefert einen kleinen, robusten Zapfen. Seine Schuppen sind deutlich härter, als als die des Fichtenzapfens.
- Erscheinung: Kiefernzapfen sind meist kleiner und deutlich runder als Fichtenzapfen (etwa 3 bis 8 cm). Sie brauchen übrigens ganze zwei Jahre, um auszureifen!
- Bestimmungstipp: Sie sind sehr hart und kompakt. Auffällig ist das Schuppenschild an der Oberseite jeder Samenschuppe: eine verdickte, oft viereckige Fläche (Apothese). Sie sitzen oft in Paaren oder Büscheln an den Zweigen.
- 💡 Tipp: Durch die kompakte Form eignen sich Föhrenzapfen besonders gut für Wurf- und Zielspiele.
Der Lärchenzapfen – Der Winzling
Die Europäische Lärche (Larix decidua) ist in Mitteleuropa der einzige Nadelbaum, der im Herbst seine Nadeln abwirft. Die Zapfen findet man meist nicht solo am Boden liegen, sondern immer mehrere Zäpfchen an einem Ast.
- Erscheinung: Lärchenzapfen sind die kleinsten der heimischen Arten (nur 2 bis 4 cm lang) und von kompakter, fast kugeliger Form. Sie haben eine zarte, oft graubraune Farbe.
- Bestimmungstipp: Sie bleiben oft jahrelang nach dem Freisetzen der Samen an den Ästen hängen, auch wenn die Lärche kahl ist. Suchst du einen sehr kleinen, intakten Zapfen am Boden oder im Geäst eines laubabwerfenden Nadelbaums, hast du die Lärche gefunden.
Der Arvenzapfen/ Zirbenzapfen – Der Beschützer
Die Zirbelkiefer (Pinus cembra) ist ein Nadelbaum der in den Alpenregionen ankommt. Er hat eine besondere Methode zur Verbreitung der Samen entwickelt.
- Erscheinung: Der Zirbenzapfen ist ein dicker, eiförmiger Brocken (etwa 5 bis 8 cm lang). Er ist oft harzig und jung von einem violetten Schimmer überzogen.
- Bestimmungstipp: Die Samen, die Zirbelnüsse, sind so wertvoll und nahrhaft, dass sich der Zapfen nicht von selbst öffnet, wenn er reif ist. Er fällt als Ganzes zu Boden und wird dann oft vom Tannenhäher geöffnet, der die Samen sammelt und als Wintervorrat versteckt (und dabei den Baum verbreitet). Findest du nur aufgehackte Zapfenstücke, war der Häher am Werk!
Wer hat am Zapfen genagt?
Zapfen sind nicht nur Pflanzenteile, sie sind auch Speisekammern! Viele Tiere ernähren sich regelmässig und im grossen Stil von den Samen.
🐿️ Eichhörnchen: Sie hinterlassen ein fusseligeres, unordentliches Nagebild. Der Zapfen sieht aus, als wäre er unsachgemäss zerrupft worden.
🐭 Mäuse/Wühlmäuse: Sie nagen Zapfen oft sauber und spiralförmig von unten nach oben ab. Übrig bleibt eine ordentliche Spindel.
🐦 Spechte und Kleiber: Diese Vögel klemmen Zapfen oft in Rindenspalten oder Astgabeln fest, um sie besser bearbeiten zu können. Man spricht dann von einer Spechtschmiede.
🪶 Fichtenkreuzschnabel: Dieser Spezialist zwickt oft nur die obersten Schuppen des Zapfens seitlich auf, während der Zapfen noch am Ast hängt. Nach dem Nagen knickt der Vogel ihn meist ab. Die Zapfen, die man am Boden finden sehen auf den ersten Blick unversehrt aus. Wer genauer hinschaut erkennt die aufgeschlitzten Schuppen.



Praktische Umstzungstipps für deinen Waldtag
Das Hygrometer-Experiment: Sammle geschlossene oder offene Zapfen. Lass die Kinder beobachten, was passiert, wenn sie die Zapfen (z.B. Fichten- oder Kiefernzapfen) in ein Glas mit Wasser legen (sie schliessen sich) oder sie auf die Heizung legen und trocknen lassen (sie öffnen sich).
Zapfen richtig zuordnen: Verteile auf einem Tuch von mehreren Baumarten deren Zapfen, Nadeln und/oder Bilder und lasse die Teilnehmenden die richtigen Materialien zuordnen.
Spurendetektive: Suche aktiv nach angefressenen Zapfen und versuche mit den Kindern, den Täter (Eichhörnchen, Maus, Specht) zu identifizieren. Lasse sie ihre Erkenntnisse in einem Naturjournal festhalten.
Mengen- und Grössenlehre: Lass die Kinder die Zapfen nach Grösse ordnen und zähle gemeinsam die Samenschuppen einer bestimmten Art.
Plane Zapfen in deine Führungen ein
Zapfen sind ganzjährig verfügbar und laden jederzeit zum Forschen und Beobachten ein. Besonders dann, wenn man gerade auf einen Eichhörnchen-Fressplatz oder eine Specht-Schmiede gestossen ist.
Ich möchte dich ermutigen, dich mit den Zapfen auseinanderzusetzen, sofern du das noch nie gemacht hast. Lasse die Kinder oder auch die erwachsenen Teilnehmenden deiner Führung die Zapfen nicht nur einfach sammeln, sondern auch erforschen.
💡 Tipp: Da Zapfen eigentlich immer zu finden sind, eignen sie sich hervorragend als Lückenfüller oder Notfallplan auf einer Führung. Lege dir darum eine Mini-Spielesammlung mit Zapfenspielen an, die du im Rucksack mitnehmen kannst.
Quellen und weiterführende Informationen
Die Sachinformationen für diesen Artikel stammen ausschliesslich aus den verlässlichen Beiträgen von waldwissen.net
Solltest du mehr über Zapfen lernen wollen, dann kann ich dir folgende Literatur empfehlen:
🔗 Nadelbäume – Ein spannendes Thema für Waldtage mit Kindern, nicht nur in der Adventszeit
📕 Kosmos Baumführer (Werbung)
Welche Spiele und Forscheraufgaben zu Zapfen führst du gerne mit einer Gruppe durch? Schreibe mir gerne in die Kommentare ⬇️












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