Der Igel und das Wunder des Winterschlafs: Fachwissen und pädagogische Praxisimpulse für Wald- und Naturpädagogen

28. Okt. 2025 | Wildtiere und Vögel | 0 Kommentare

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, beginnt für viele Tiere die Zeit der Vorbereitung auf den Winter. Besonders faszinierend ist der Igel, der mit einem ausgeklügelten Mechanismus in den Winterschlaf fällt.

Für dich als Wald- oder NaturpädagogIn bietet der Igel nicht nur ein spannendes Thema zum Staunen und Forschen, sondern auch die ideale Grundlage, um Schlüsselkompetenzen wie Achtsamkeit, ökologisches Verantwortungsbewusstsein und den Kreislauf der Natur im Sachunterricht, der Kita oder beim Waldtag greifbar zu machen.

In diesem Artikel erfährst du die wichtigsten Fakten rund um den Winterschlaf des Igels, und erhältst praxisnahe Ideen, wie du das Thema kindgerecht in Waldtage oder Unterricht einbinden kannst.

Der Igel im Kurzportrait

Art: Europäischer Igel (Erinaceus europaeus)
Lebensraum: Gärten, Hecken, Waldränder, Parks
Nahrung: Insekten, Würmer, Schnecken
Feinde: Dachs, Uhu, Mähroboter, Strassenverkehr, Swimmingpools

Der Igel ist ein nachtaktives Säugetier, das durch seine rund 8000 Stacheln unverwechselbar ist. Diese Stacheln bieten Schutz, sind aber keine Wärmeisolierung. Deswegen ist der Winterschlaf überlebenswichtig.

Im Frühling, so ca. ab Ende März, kommt der Igel aus dem Winterschlaf, sucht nach Nahrung und beginnt bald mit der Fortpflanzung. Den Sommer nutzt er, um sich Reserven anzufressen. Im Herbst legt er sich schliesslich ein Fettpolster an, das ihn sicher durch die kalten Monate bringt.

Bei Gefahr rollt sich der Igel zu einer Kugel zusammen.

Der Winterschlaf – ein physiologisches Meisterwerk

Der Winterschlaf ist keine blosse Ruhephase, sondern eine hochkomplexe physiologische Anpassung an den winterlichen Nahrungsmangel. Wichtig: Im Gegensatz zur Winterruhe (z.B. beim Dachs, der nur seine Aktivität drosselt) und der Kältestarre (z.B. bei Amphibien, die von der Aussentemperatur abhängig ist), ist der Igel ein echter Winterschläfer. Das heisst:

  • Wenn Insekten und Schnecken im Winter fehlen, spart der Igel Energie, indem er seine Körperfunktionen drastisch reduziert. ➡️ Grund für den Winterschlaf!
  • Körpertemperatur sinkt von ca. 36 °C auf etwa 5 °C
  • Herzschlag verlangsamt sich von ca. 180 auf 5–10 Schläge pro Minute
  • Atmung verlangsamt sich auf wenige Atemzüge pro Minute
  • Energiequelle: Fettreserven, besonders das braune Fettgewebe, das beim Aufwachen Energie liefert
  • Der Winterschlaf beginnt meist im Oktober/November und endet im März/April. Zwischendurch wacht der Igel kurz auf, um seine Position zu ändern oder Stoffwechselprozesse anzupassen.

Falls dich das Thema Winterschlaf/ Winterruhe/ Winterstarre genauer interessiert, dann melde dich gerne für die 0,-Material-Box an. Dort findest du nämlich einen kompletten Mini-Kurs zu genau diesem Thema. ➡️ Hier kommst du zur Material-Box!

Das perfekte Winterquartier

Ein Igelnest besteht aus Laub, Gras und Moos. Der Igel sucht dafür gerne geschützte Hohlräume z. B. unter Hecken oder Reisighaufen. Aber auch der Zwischenraum zwischen einem angelehnten Brett und dem Gartenschuppen sein, oder der Platz unter einem alten Holzstrunk, der beim Spalten liegen geblieben ist, wird sehr gerne angenommen.

Auch Reisig, Äste oder Gartenabfälle, die langsam verrotten, bieten wertvolle Rückzugsorte.

Besonders beliebt sind Gärten, die Laubhaufen liegen lassen und auf Laubsauger verzichten.

Gefahren und Hindernisse für Igel:

  • Laubsauger und Mähroboter zerstören Verstecke oder verletzen Tiere.
  • Geschlossene Gartenzäune behindern Wanderungen.
  • Aufgeräumte Gärten bieten keine geeigneten Rückzugsorte und auch keine Nahrung.

💡 Gut zu wissen:

Die besten Schlafnester baut sich der Igel selbst. Es bringt darum wenig, Igelhäuser zu bauen.

Wer dem Igel helfen möchte, lässt im Herbst das Laub liegen, denn es ist die wichtigste Isolationsschicht gegen die Kälte. Auch ein kleiner Haufen aus Ästen und Laub ist ein ideales Winterquartier für den stacheligen Gartenbewohner.

Ast- und Laubhaufen werden besser angenommen.
Künstliche Igelhäuser werden selten bewohnt.

Pädagogische Impulse für Waldtage und Sachunterricht

Der Igel bietet unzählige Möglichkeiten für fächerübergreifendes Lernen. Nutze das Thema z. B., um in auf deinen Führungen Biologie, Naturschutz, Feinmotorik und die Zusammenhänge der Jahreszeiten zu vermitteln.

🔬 Forschen und Entdecken

  • Isolationsexperiment: Kinder bauen ein Mini-Igelnest aus Laub und Gras und testen, wie gut es warm hält.
  • Spuren lesen: Im Herbst lassen sich Trittsiegel oder Futterspuren entdecken.
  • Fühlstation: „Wie fühlt sich ein Stachelkleid an?“ Zahnbürsten oder Pinsel eignen sich gut als Vergleich.

🎨 Kreativ werden

  • Bastelideen: Igel aus Zapfen, Kastanien oder Ton formen.
  • Naturjournal: Eintrag zum Winterschlaf, Zeichnung eines Igels im Nest.
  • Geschichtenzeit: Lies oder erzähle Geschichten, z. B. die Mini-Schattentheatergeschichte Igel Freddie braucht ein Zuhause *

🌱 Naturschutz erleben

  • Igel-Check: Was können wir im Garten, Stadtpark oder auf dem Schulgelände tun, um Igel zu unterstützen?
  • Mitmachaktion: Einen kleinen Laubhaufen oder Unterschlupf anlegen.
  • Sensibilisierung: Warum Laubsauger, Teiche oder Zäune für Igel gefährlich sind.

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Wann brauchen Igel wirklich unsere Hilfe?

Nicht jeder Igel, der im Herbst tagsüber unterwegs ist, ist automatisch krank. Besonders erfahrene Igel können je nach Region und Witterung, bis in den November hinein auf Nahrungssuche sein.

👉 Aber: Besonders junge Igel, die im späten Herbst noch kein Gewicht von mindestens 500 g erreicht haben, sind gefährdet. Sie sind zu leicht, um den Winterschlaf unbeschadet zu überstehen.

Was kannst du tun, wenn du im Spätherbst noch einen Igel entdeckst?

  • Beobachten statt eingreifen: Nur bei auffälligem Verhalten oder Untergewicht, solltest du wirklich aktiv werden. Halte unbedingt Rücksprache mit einer Fachperson!
  • Füttern: Stelle Katzenfutter, ungesalzene Rühreier oder spezielles Igel-Futter im Garten zur Verfügung. Keine Milch oder Obst!
  • 🛑 Auf keinen Fall solltest du den Igel, ohne Absprache mit einer Fachperson, mit in Innenräume nehmen!
  • Informiere dich bei Kontaktstellen (siehe Tabelle ganz unten). Sie wissen am Besten, was zu tun ist und können dir direkt am Telefon eine Auskunft erteilen.

Der Igel ist nachtaktiv und meist erst nach der Dämmerung anzutreffen.

Quellen und weiterführende Informationen

Die Informationen in diesem Fachartikel basieren auf den Empfehlungen und aktuellen Forschungsergebnissen führender Igelexpert:innen und Naturschutzorganisationen im deutschsprachigen Raum.

Für weiterführende Informationen, fundierte Merkblätter und im Notfall (verletzter oder untergewichtiger Igel) empfehle ich dir folgende Anlaufstellen:

OrganisationFokus / LandLink
Pro Igel e.V. (Deutschland)Umfassende Igelhilfe, Schutz und Beratung (Deutschland)Link zur Webseite von Pro Igel e.V.
NABUAllgemeine Naturschutztipps, igelfreundlicher GartenLink zur Igel-Seite des NABU
Igelzentrum ZürichFachwissen, medizinische Versorgung, UmweltbildungLink zur Webseite des Igelzentrums Zürich
Pro Igel (Schweiz)Notfallnummern, Igelstationen-Liste (Schweiz)Link zu Pro Igel Schweiz
Igel Hilfe ÖsterreichFachberatung und Igelstationen-Netzwerk (Österreich)Link zur Webseite der Igelhilfe Austria

Noch mehr Informationen

Vielleicht begegnet dir in den nächsten Tagen ein Igel auf seiner letzten Futtersuche. Erzähle den Kindern seine Geschichte und lass den kleinen Waldbewohner zu einem Teil deines Waldunterrichts werden.

So entsteht Naturbildung, die bleibt.

Wenn du Lust hast, noch mehr über Tieranpassungen, Winterstrategien oder pädagogische Impulse für deine Waldtage zu erfahren, stöbere doch gerne weiter in meinem Blog oder abonniere das Wald-Magazin, um keinen neuen Fachartikel zu verpassen: hier abonnieren ➡️

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