Mit weniger Aufwand bessere Waldtage gestalten
Artikel 6 von 6
Ein Ritual ist ein wiederkehrender Ablauf oder ein festes Element, das dem Waldtag oder der Waldführung Struktur gibt. Es hilft Kindern (und auch Erwachsenen), sich zu orientieren, zur Ruhe zu kommen und sich sicher zu fühlen.
Im Unterschied zu einer Regel oder Anweisung entsteht ein Ritual oft durch Wiederholung, Vertrautheit und Bedeutung. Es ist also weniger „Pflicht“ – und mehr ein liebevoller Rahmen, der Halt gibt.
In diesem Artikel stelle ich dir 7 einfache Rituale vor, die du sofort in deinen nächsten Waldtag einbauen kannst.
Warum Rituale und Abläufe für Waldtage so hilfreich sind
Rituale geben Halt. Einerseits erleichtert es den Kindern, sich in einem Umfeld besser zurechtzufinden, und andererseits machen Rituale uns PädagogInnen das Leben etwas leichter, weil wir nicht jedes Mal alles neu erklären müssen.
Mit ein paar gut durchdachten Ritualen kannst du deinem Waldtag Struktur geben, ohne dich selbst einzuschränken. So entsteht Raum für echte Naturerlebnisse, in einem Rahmen, der Sicherheit gibt.
💡 Und ganz nebenbei helfen dir feste Abläufe auch in der Vorbereitung: Wer einen guten Ablauf hat, muss nicht jeden Waldtag neu erfinden.
7 Rituale, die sich ganz einfach umsetzen lassen
🌿 Begrüssungskreis mit Naturgegenstand
Ein Naturgegenstand (z. B. eine Wurzel, eine Rinde, ein Zapfen) wandert reihum. Wer ihn hält, darf erzählen: „Was brauche ich heute, damit der Tag für mich schön wird?“ oder „Was ist mein Wunsch für diesen Waldtag?“ oder „Was möchte ich heute erleben/ entdecken?“
So entsteht schon beim Ankommen eine ruhige, bewusste Atmosphäre.
🌦️ Wetterschau
Jeden Morgen schaut ihr gemeinsam in den Himmel. Welche Wolken sind zu sehen? Wehen sie schnell oder langsam?
Ihr bestimmt gemeinsam, ob es heute Schäfchenwolken (Cumulus), Schleierwolken (Cirrus) oder Regenboten (Nimbostratus) sind. Anschliessend ergänzt die Beobachtung mit einem passenden Namen für den Tag, z. B. „Heute ist ein zotteliger Schleiertag!“
➡️ Hier findest du mehr Informationen über das Bestimmen von Wolkenarten.
🌳 Lieder oder Gedichte zum Abschied
Singen verbindet. Deswegen lohnt es sich, ein oder zwei Waldlieder ins Repertoire aufzunehmen und diese jeweils vor dem Nachhause gehen zu singen. Waldlieder findest du unzählige bei Google. Mein persönlicher Favorit ist das schweizerdeutsche Kinderlied „Im Wald, im schöne grüene Wald“.
📓 Naturjournal als ständiger Begleiter
Wer regelmässig in den Wald geht, kann ein Naturjournal nutzen. Es wird zum vertrauten Begleiter von Beobachtungen, Fundstücke oder kreative Zeichnungen.
Viele Ideen, wie du ein Naturjournal in der Praxis einsetzen kannst, findest du in diesem Artikel ➡️ Naturjournal für Kinder – so funktioniert’s
🕸️ Wald-Schnipsel des Tages
Jedes Kind (oder jede Kleingruppe) sammelt auf dem Weg ein besonderes Fundstück: eine Feder, ein Blatt, eine Schnecke, eine abgefallene Baumrinde… Im Abschlusskreis wird es mit dem Satz präsentiert „Heute nehme ich mit…“
Je nach Alter kann ergänzt werden: „…weil es mich überrascht / gefreut / erstaunt hat.“
So ergibt sich fast immer ein kleiner Wissenstransfer: z. B. Was ist das für eine Feder? Von welchem Vogel könnte sie sein? Usw.
🌡️ Das lebendige Waldbarometer
Ein Ritual, um den Waldtag zu starten. Die Kinder stellen sich in einer Reihe auf.
Je nachdem, wie sie sich fühlen:
- Ganz vorne = Ich bin voller Energie!
- in der Mitte = Mir geht es gut, aber ich mag es gemütlich.
- weiter hinten = Ich brauche heute etwas mehr Ruhe.
🦊 Tier-Wer-bin-ich?
Zum Beginn oder zum Schluss eignet sich besonders das Spiel „Wer bin ich?“ Jedes Kind kriegt ein Tier zugewiesen. Es selber weiss aber nicht welches. Durch Fragen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden können, versucht jedes Kind herauszufinden, welches Tier es bekommen hat. Fragen könnten sein: „Habe ich Federn?“, „Bin ich braun?“, „Kann ich fliegen?“
💡 Praxis-Tipp: Das Spiel lässt sich auf fast jedes beliebige Thema anpassen: Säugetiere, Vögel, Eulen, Frühblüher, Bäume etc. So schaffst du direkt Wiederholung und Vertiefung.
So findest du deine ganz persönlichen Rituale
Du musst nicht jedes dieser Rituale übernehmen. Viel wichtiger ist: Finde Abläufe, die zu dir, deinem Arbeitsstil und deiner Gruppe passen.
🔍 Stell dir dafür z. B. folgende Fragen:
- Was ist mir am Waldtag besonders wichtig?
- Wo entsteht immer wieder Unruhe und wie könnte ich dort mit einem Ritual entgegenwirken?
- Welche Übergänge brauchen mehr Ruhe oder Klarheit?
Ich nenne das das Baumhaus-Prinzip: Bau deinen Waldtag so, dass er zu dir passt. Nicht jede Gruppe braucht ein stilles Einstiegslied.
Vielleicht ist euer Ritual das gemeinsame Rucksack-in-den-Kreis-Stellen bei der Ankunft oder das Bäume-Durchzählen beim Loslaufen. Alles ist möglich. Hauptsache, es ist deins.
Artikelserie: Mit weniger Aufwand bessere Waldtage gestalten
Dieser Artikel ist der letzte einer ganzen Serie, in der ich dich dir zeige, wie du Zeit bei der Vorbereitung sparen kannst, indem du die richtigen Methoden, Spiele und Planungstechniken wählst.
Artikel 1: Waldtage schneller vorbereiten – 5 Tipps für PädagogInnen
Artikel 2: 9 Kooperationsspiele für den Wald, die den Teamgeist stärken und Naturwissen vermitteln
Artikel 3: Basteln im Wald – 5 einfache und umweltfreundliche Ideen, die ohne Chemie und Plastik auskommen
Artikel 4: Was tun im Wald bei Regen? 7 einfache Ideen für deine Waldtage
Artikel 5: Jahreszeiten im Wald erleben – 12 einfache und kreative Ideen, nicht nur für Schulklassen
Dir hat der Artikel gefallen? Du möchtest gerne mehr davon lesen? Dann schreibe mir doch bitte in die Kommentare, welche Themen dich sonst noch interessieren.
0 Kommentare