BNE im Wald: Wie du die 17 Nachhaltigkeitsziele konkret draussen umsetzt

26. Dez. 2025 | Waldpädagogik in der Praxis | 0 Kommentare

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) klingt im ersten Moment oft nach sperriger Theorie und fernen politischen Gipfeln. Doch eigentlich ist es eine Einladung an uns alle. Es geht darum, Menschen zu befähigen, die Welt nicht nur zu verstehen, sondern sie aktiv und verantwortungsvoll mitzugestalten.

In diesem Artikel zeige ich dir, warum der Wald der perfekte Lernort für BNE ist und wie du die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele ganz einfach in deinen Waldalltag integrierst.

Was ist BNE eigentlich? Ein Kurzportrait mit Praxis-Blick

BNE wurde international durch die Vereinten Nationen initiiert und von der UNESCO als Weltaktionsprogramm weitergeführt.

Statt ausschliesslich Wissen zu vermitteln, geht es um handlungsfähige Kompetenzen. Das passt ideal zu naturpädagogischer Arbeit, weil hier Erfahrungen vor Ort möglich sind und Kinder sowie Erwachsene Kompetenzen fürs Handeln entwickeln.

Wie lernen wir heute so zu handeln, dass es auch morgen noch eine lebenswerte Welt für alle gibt?

👉 BNE ist also kein klassisches Schulfach, sondern eine Haltung. Es geht darum, Kompetenzen zu vermitteln, mit denen wir globale Probleme wie den Klimawandel oder soziale Ungerechtigkeit verstehen und vor Ort Lösungen finden können.

Es geht bei BNE auch überhaupt nicht darum, dass wir Ungleichheiten in Drittweltländern beheben. Sondern vor der eigenen Haustüre.

BNE basiert auf drei Säulen:

  • Umwelt (Ökologie): Wie können wir die natürliche Umwelt schützen?
  • Wirtschaft (Ökonomie): Wie können wir in der Wirtschaft so handeln, dass es die Ressourcen unserer Erde nicht aufbraucht?
  • Soziales: Wie stärken wir andere Menschen und räumen Ungleichheiten aus dem Weg?

Wenn wir die drei Säulen in der Waldpädagogik (eben im Wald vor der Haustüre) anwenden wollen, dann könnte das so aussehen:

  • Umwelt: Wir lernen einheimische Tiere und Pflanzen kennen und wissen, wie wir sie schützen können.
  • Wirtschaft: Wir lernen den klugen Umgang mit nachwachsenden Ressourcen wie Holz.
  • Soziales: Wir stärken das Miteinander und die Gerechtigkeit in der Gruppe.

Warum der Wald der ideale Lernort ist

Naturpädagogik und BNE sind ein echtes Dreamteam. In keinem anderen Lernraum lassen sich komplexe Zusammenhänge so einfach begreifen wie im Wald.

Ein entscheidender Punkt ist das Erfahrungslernen. Wenn Kinder eine Brücke über einen Bach bauen, erleben sie sofort ihre eigene Selbstwirksamkeit. Sie merken: Mein Handeln verändert die Umgebung. Zudem fördert der Wald das systemische Denken. Hier gibt es keinen Abfall – alles ist ein Kreislauf. Das ist wohl die wichtigste Lektion, die wir für eine nachhaltige Zukunft lernen können.

Und nicht zu vergessen: Nur was man kennt und liebt, das schützt man auch. Die emotionale Bindung zum Wald ist das Fundament für jedes spätere ökologische Handeln.

Die 17 BNE-Ziele im Wald umsetzen

Damit BNE gelingt wurden 17 Ziele, die sogenannten „Sustainable Development Goals“ (SDGs), festgelegt. Sie sind aber keineswegs als weitere Lernziele zu verstehen.

Die 17 Ziele sind unser Kompass. Sie bieten konkrete Ansätze, um soziale, ökologische und ökonomische Themen in den Alltag zu integrieren. Die Ziele sind nicht nur globale Richtlinien, sondern lassen sich auch ganz praktisch in unserem täglichen Leben umsetzen.

Mit diesen Ideen kannst du die Themen Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Umweltschutz spielerisch und praxisnah in deine
Waldtage einbauen. Hier findest du zu jedem Ziel einen praktischen Vorschlag, wie du es in deiner Arbeit
als NaturpädagogIn direkt umsetzen kannst.

Keine Armut

Organisiere eine Tauschbörse (im Wald). Die Kinder tauschen Spielzeuge, Bücher oder andere Gegenstände untereinander. Dabei lernen sie, wie wichtig es ist, Dinge zu teilen, und dass es auch befriedigend sein kann, jemandem eine Freude zu machen.

Kein Hunger

Sammle mit deiner Kindergruppe essbare Wildpflanzen. Koche damit und mache sie, wenn möglich, haltbar, z. B. getrocknete Beeren und Kräuter. Veranstalte auch regelmässige Jausen-Teilen (Znüni-Teilete). So lernen die Kinder, dass es schöner ist, wenn alle gleich viel haben.

Gesundheit und Wohlergehen

Organisiere einen Bewegungstag im Wald. Durch Aktivitäten wie Wettrennen, Balancieren oder Yoga im Freien erleben die Kinder, wie wichtig Bewegung und frische Luft für ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden sind. Ebenfalls gehört das klassische Waldbaden in dieses Ziel.

Hochwertige Bildung

Erstelle mit den Kindern ein Naturjournal. Lass sie ihre Beobachtungen im Wald aufschreiben oder malen. Fördere durch Fragen und Reflexion ihr kritisches Denken und wecke ihre Neugier auf die Natur. Dies hilft ihnen später auch, kritisch gegenüber (Fake-) News zu sein.

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Geschlechtergleichheit

Erzähle Geschichten zum Thema Individualität. Passende Bilderbücher sind z. B. Wenn die Ziege schwimmen lernt* oder Der Junge, der einen Wald pflanzte*. Sehr gut passt auch das Spiel Sensis, das sich für jede Altersstufe anpassen lässt. (*Werbung)

Sauberes Wasser

Thematisiere Regen und Wasserkreislauf und sammle auf verschiedene Arten Wasser, z. B. Tauwasser oder aus der Transpiration von Laubbäumen. Du kannst auch Wasserfilter erstellen oder das Wasser auf dessen Mineralgehalt testen.

Bezahlbare und saubere Energie

Bastle mit deiner Kindergruppe einen Solarofen aus Karton und Spiegel (notfalls auch Alufolie) und wärmt Speisen. So lernen die Kinder spielerisch, wie wir Sonnenenergie sinnvoll nutzen können. Eine Alternative ist das Kochen über dem Feuer. Mit grösseren Kindern kann man den Holzverbrauch auch ausrechnen.

Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

Hier bietet sich ein Rollenspiel an. Zwei Kinder besitzen eine „Waldfirma“ und die anderen Kinder sind deren MitarbeiterInnen. Die Waldfirmen sammeln z. B. Blätter, erstellen Zwergenhäuser etc. Die Firmenbesitzer müssen darum besorgt sein, dass es ihren ArbeiterInnen gut geht.

Industrie, Innovation und Infrastruktur

Baue zusammen mit den Kindern einen Parcours im Wald. Jede Stelle im Parcours muss ausgelegt sein, z. B. ein Laubteppich oder ein Ästeteppich usw. Sobald eine Grundstruktur steht, bauen die Kinder selbständig weiter, so dass alle „Ecken“ gut zugänglich sind.

Weniger Ungleichheiten

Sehr gut eignen sich hierfür Kooperationsspiele aller Art. Das Ziel kann nur erreicht werden, wenn alle zusammenhalten und zusammenarbeiten. Z. B. Kettenfangen, blind durch ein Labyrinth gehen und sich führen lassen, eine Kugelbahn bauen, ein grosses Kunstwerk erstellen etc.

Nachhaltige Städte und Gemeinden

Führe mit deiner Kindergruppe eine richtige Naturschutzaktion durch. Für solche Aktionen brauchst du meist das Ok der Lokalbehörden, aber ganz oft kriegt man dafür auch Unterstützung. Mögliche Ideen: Eine Reptilienburg im Stadtpark anlegen. Spechtbäume markieren. Nisthilfen für Vögel reinigen. Etc.

Nachhaltiger Konsum und Produktion

Hierfür eignen sich viele Upcycling- und Recycling-Aktionen. Z. B. ein Clean-Up-Day mit anschliessender Mülltrennung. Verwerte Verpackungsmaterial weiter, z. B. Kartonschachteln. Falls du Zugang zu einem Garten hast, kann auch das Anlegen eines Kompost eine Möglichkeit sein.

Massnahmen zum Klimaschutz

Sprich mit deiner Kindergruppe über den CO²-Ausstoss und wie er reduziert werden kann. Passende Aktionen: Zusammen mit dem Förster Bäume pflanzen. Oder eine Reparaturwerkstatt anbieten, wo die Kinder ihre kaputten Dinge selbst reparieren können. Oder Spielgeräte aus Holz schnitzen.

Leben unter Wasser

Besuche mit deiner Kindergruppe einen Bach oder See und beobachtet das Leben im Wasser. Was braucht ein Frosch, ein Gelbrandkäfer, eine Libellenlarve, damit es ihnen gut geht? Falls du geübt bist, dann kannst du auch keschern, so dass die Kinder die Vielfalt im Wasser erleben können.

Leben an Land

Hier kannst du aus dem Vollen schöpfen. Bringe den Kindern unsere einheimischen Wildtiere näher. Wer wohnt alles in unseren Wäldern und wie hängt alles zusammen? Falls du dazu Hilfe benötigst, schau dir gerne die Wald-Ideen-Kiste an. Dort findest du eine grosse Auswahl an Spielideen, Druckvorlagen und vieles mehr.

Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen

Frieden und Gerechtigkeit entstehen oft automatisch durch ein friedliches Zusammenleben. Sehr gut passt: Lieder singen, Waldmusik mit Ästen und Steinen machen, Jahreskreisfeste feiern, Gesprächsrunden ohne Wertung, Mandalas legen etc.

Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Kooperiere mit lokalen Partnern, wie z. B. Förstern oder Naturschutzorganisationen, und führt gemeinsam ein Projekt durch. Noch einen Schritt kleiner könntest du die Eltern mit einbeziehen, z. B. indem du „Hausaufgaben“ gibst (z. B. trenne deinen Müll zu Hause).

Die BNE-Brille: Es kommt auf die Fragen an

BNE im Wald bedeutet nicht, lange Vorträge zu halten. Viel effektiver ist es, wenn du die „BNE-Brille“ aufsetzt und gezielte Impulsfragen stellst.

Anstatt zu sagen: „Wir dürfen keinen Müll liegen lassen“, könntest du fragen: „Was glaubt ihr, passiert mit diesem Plastikbecher, wenn er hier liegen bleibt? Wer könnte ihn finden oder fressen?“ Solche Fragen regen das kritische Denken an und führen die Teilnehmenden selbst zur Lösung.

Mein Tipp: Klein starten!

Du musst nicht alle 17 Ziele an einem einzigen Nachmittag abhandeln. Das würde dich und deine Gruppe überfordern. Picke dir ein oder zwei Ziele heraus, die gerade zu deiner Gruppe oder zur Jahreszeit passen.

Kleine, wiederkehrende Aktionen sind oft wirkungsvoller als einmalige Grossprojekte. Dokumentiere die Fortschritte in einem Naturjournal oder mache Fotos von euren Projekten. Das macht die Erfolge sichtbar, auch für die Eltern oder die Schulleitung.

Fazit: Zukunftsfähigkeit fängt unter Tannen an

BNE ist keine utopische Forderung, sondern besteht aus handfesten Kompetenzen, die wir im Wald wunderbar vermitteln können. Als Natur- oder Waldpädagogin gibst du den Kindern den Kompass für morgen mit. Wir lehren nicht nur Wissen über Bäume, sondern wir begleiten die Gestalter von morgen.

Fange einfach an: Beobachten, handeln, teilen und schützen. So entsteht nachhaltige Bildung, die wirklich bleibt.

Schreibe mir gerne in die Kommentare, zu welchem der 17 Ziele möchtest du bald etwas umsetzen? Oder hast du einen BNE-Tipp, den du teilen möchtest?

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