Hygiene im Wald: So gelingt Händewaschen und mehr ohne Wasser-Schlepperei

28. Dez. 2025 | Waldpädagogik in der Praxis | 0 Kommentare

Matsch, Erde, Baumharz, das gehört zu einem Waldtag dazu. Und wir wollen ja auch, dass Kinder und Erwachsene den Wald mit allen Sinnen erleben können. Doch spätestens, wenn Znünizeit (Jausenzeit) ist oder ein kleines Geschäft erledigt wurde, stellt sich die grosse Frage: Wie kriegen wir die Hände sauber, ohne einen halben Brunnen in den Wald zu schleppen? Und welche Hygienestandards müssen wir eigentlich erfüllen, um uns und unsere Gruppe zu schützen?

In diesem Artikel zeige ich dir, wie du ein einfaches, sicheres und vor allem rückenschonendes Hygienekonzept für deine Waldtage etablierst.

Händewaschen im Wald: ein Fakten-Check

Grundsätzlich bin ich der Meinung „ein bisschen Dreck schadet nicht“. Aber wir als Leitpersonen stehen in der Verantwortung (besonders wenn wir mit Kindern unterwegs sind), und können deswegen einige Fakten nicht einfach so ignorieren.

  • Infektionsschutz: Das Händewaschen vor dem Essen ist die einfachste und effektivste Massnahme, um die Übertragung von Magen-Darm-Erkrankungen oder anderen Viren zu verhindern. Besonders wenn viele Hände ins Spiel kommen.
  • Fuchsbandwurm: Das Risiko ist in Europa generell gering, da die Hygiene-Standards hoch sind. Dennoch ist es unsere Verantwortung, die Kinder vor möglichen Erregern zu schützen, die über Erde, Kot oder unsaubere Beeren übertragen werden könnten. Gründliches Händewaschen minimiert dieses Risiko erheblich. Hier gibt es mehr Infos.
  • Pädagogisches Vorbild: Wir vermitteln den Kindern, dass wir den Lebensraum Wald respektieren, uns aber auch selbst schützen und auf die Gesundheit achten.

Die „Mobile Waschstation“: Lösungen ohne riesige Schlepperei

Die gute Nachricht: Für das schnelle Händewaschen vor der Jause oder nach dem Toilettengang reichen ein bis zwei Liter Wasser problemlos aus. In der Praxis haben sich folgende zwei Modelle bewährt:

Die Spritzflaschen-Methode: Eine umfunktionierte Spülmittelflasche oder eine Sprühflasche verbrauchen sehr wenig Wasser. Bei einer Gruppe von ca. 20 Kindern und einem 3 -stündigen Waldmorgen reichen 5dl zum Händewaschen aus. Nachteil: Die Kinder können die Sprühflasche nicht alleine bedienen.

Eine Sprühflasche mit Wasser braucht nicht viel Platz im Rucksack.

Der kleine Wasserkanister: Aus einem kleinen Wasserkanister (Werbung) und einer Auffangschalte wird sofort eine sehr praktische Waschstation. Einziger Nachteil: Kinder stellen den Hahn zum Einseifen oft nicht ab und verbrauchen dann zu viel Wasser. Für Erwachsene ist das eine sehr komfortable Lösung, die gerne in Anspruch genommen wird.

Seife benutzen im Wald

Seife hat im Wald eigentlich nichts zu suchen, da sie die Bodenorganismen beeinträchtigen kann. Für eine ausreichende Handhygiene ist die Benutzung von Seife allerdings unumgänglich. Deswegen gibt es hier zwei Regeln zu beachten:

Benutze ausschliesslich Naturseifen

Ich weiss, 100% natürliche Seifen sind teuer, aber dafür halten sie auch ewig lange. Meine „Rucksackseife“ ist nun schon bald 3 Jahre in Gebrauch und ich muss mir kein schlechtes Gewissen machen, weil ich weiss, was drin ist. Ich empfehle dir eine kleine Seifenmanufaktur zu unterstützen, die Naturseifen in Handarbeit herstellt. Falls du so eine nicht kennst, dann ist diese hier (Werbung) meine Empfehlung.

Sammle das Schmutzwasser auf und entsorge es zu Hause

Mein Favorit ist eine grosse Tupperdose mit auslaufsicherem Deckel. Falls du für die Tupperdose keinen Platz im Rucksack hast, dann geht auch eine faltbare Schüssel und du schüttest das Schmutzwasser mit einem Trichter in eine leere Falsche um.

In einer Tupperdose kommt das Schmutzwasser gar nicht erst in den Wald und kann Zuhause fachgerecht entsorgt werden.

Weitere Hygiene-Tipps

Waschlappen-System

Feuchte Waschlappen in einer Dose oder einem Ziploc-Beutel sind eine gute Ergänzung. Du kannst sie bereits zuhause mit warmem Wasser und eventuell einem Spritzer Zitronenwasser vorbereiten. Sie reinigen und erfrischen die Hände, ohne dass Abwasser in den Boden gelangt. Sie sind auch praktisch bei sehr klebrigen Händen.

Wald-Toilette

Bei längeren Waldtagen, oder auch wenn du mit einer Gruppe immer wieder den gleichen Waldplatz besuchst, lohnt es sich eine „Wald-Toilette“ einzurichten. Es geht dabei nicht darum, dass du ein Plumpsklo einrichtest (wäre sowieso nicht erlaubt), sondern, dass du eine Ecke ernennst, wo sich die „Toilette“ befindet.

Dort richtest du einen Abfallsack für das Toilettenpapier ein (das verrottet nämlich ganz schlecht) und stellst ggf. eine Schaufel zur Verfügung, damit das grosse Geschäft in ein Loch gemacht werden kann.

Händedesinfektion

Desinfektionsmittel sind nützlich, aber kein Ersatz für das Waschen. Desinfektionsmittel ist in erster Linie für dich, damit du die Hände ausreichend reinigen kannst, bevor du z. B. jemanden eine Wunde verbinden musst.

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Kochen im Wald

Wenn du mit deiner Gruppe im Wald kochst, gelten andere Massstäbe. Hier kommst du um eine grössere Wassermenge nicht herum:

  • Gründliche Handhygiene: Vor dem Kochen und dem Umgang mit Lebensmitteln müssen die Hände richtig sauber sein – hier ist ein Kanister mit ausreichend Wasser (mindestens 5-10 Liter) und Seife unerlässlich.
  • Lebensmittel waschen: Lebensmittel die du von Zuhause mitbringst, wäschst du idealerweise schon Zuhause. Wildkräuter und Beeren aus dem Wald, sollten jedoch vorher noch gewaschen werden, um das Risiko einer Fuchsbandwurm-Erkrankung zu reduzieren.
  • Wasser zum Kochen: Je nach Rezept benötigst du auch Kochwasser.
  • Der Bollerwagen ist dein Freund: Die gute Nachricht ist: Ein robuster Bollerwagen macht den Transport von Wasserkanistern und Kochutensilien kinderleicht. Das schont deinen Rücken und ermöglicht dir, auch an entlegenere Kochplätze zu gelangen.

Kommunikation mit den Eltern

Informiere die Eltern transparent über dein Hygienekonzept. Das schafft Vertrauen und nimmt Sorgen. Erkläre, dass du Wert auf Hygiene legst, aber eben mit naturfreundlichen Methoden.

Fazit: Sauberkeit mit Leichtigkeit

Hygiene im Wald muss nicht kompliziert sein oder zur logistischen Mammutaufgabe werden. Mit dem richtigen System wird das Händewaschen zu einem selbstverständlichen Ritual, das den Waldtag strukturiert, statt ihn zu belasten. So schaffst du eine sichere und genussvolle Umgebung für alle – und kannst dich ganz auf das Wesentliche konzentrieren: das wunderbare Lernen in und mit der Natur.

Schreibe mir gerne in die Kommentare: Wie handhabst du das mit der Hygiene?

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